In Berlin wird derzeit intensiv über die Preisgestaltung von Arzneimitteln diskutiert, insbesondere nach dem jüngsten Beschluss des Bundesrats zum Medizinforschungsgesetz (MFG). Dr. Carola Reimann, die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, hat klare Bedenken geäußert. Sie warnt vor einem Anstieg der Arzneimittelausgaben, der bereits in diesem Jahr deutlich zu erkennen ist.
Reimann hebt hervor, dass die Ausgaben für Medikamente in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Statt jedoch Maßnahmen zur Dämpfung dieser Ausgaben zu ergreifen, sieht sie die Einführung von Geheimpreisen für neue Medikamente als eine Maßnahme, die die Kosten lediglich weiter anheizen wird. Besonders besorgt zeigt sie sich über die verringerten Rahmenbedingungen, die die Erstattungspreise betreffen. Diese Anpassungen könnten beim Preisvergleich für neue Medikamente fatale Folgen haben.
Die besorgniserregende Kostenentwicklung
Eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK legt offen, dass Arzneimittel zu den größten Kostentreibern in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zählen. Von 2013 bis 2023 sind die GKV-Ausgaben um fast 58 Prozent gestiegen, während die Ausgaben für Medikamente sogar um mehr als 65 Prozent zugenommen haben. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Kosten für patentgeschützte Medikamente, die sich seit 2013 um erstaunliche 104,5 Prozent erhöht haben.
Reimann fragt sich, wie die Ampelregierung angesichts dieser alarmierenden Zahlen mit der Einführung von Geheimpreisen und der Schwächung der bisherigen Regelungen umgehen kann. In ihren Augen gibt diese Entwicklung ein falsches Signal: Die Bedeutung von Pharmaprofiten wird höher eingeschätzt als die Notwendigkeit einer angemessenen und wirtschaftlichen Arzneimittelversorgung.
Die Krankenversicherung und deren Beitragszahler stehen vor der Herausforderung, dass die kürzlich festgelegten Abschläge für die Geheimpreise nur als unzureichender Ausgleich wahrgenommen werden. Reimann befürchte, dass diese Preismodelle am Ende in den Marktpreisen der Medizinprodukte eingepreist werden.
Mit Nachdruck betont sie, dass es an der Zeit sei, die Steuerungsinstrumente in der Arzneimittelversorgung zu stärken und die Rahmenbedingungen für die Arzneimittelpreiskontrolle zu reformieren. Der aktuelle Ansatz, den sie als problematisch erachtet, müsse dringend überdacht werden, um zukünftige Ausgabenexplosionen zu verhindern.