Ärger und Enttäuschung schwebten über Lichtenberg, als die Politik die Anwohner kurz vor der Eröffnung einer neuen Unterkunft für 1.200 Geflüchtete am 11. November zur Aussprache einlud. Staatssekretär für Soziales, Aziz Bozkurt, stellte klar, dass die Notwendigkeit dieser Unterkunft dringlich sei, da andernfalls obdachlose Asylbewerber auf der Straße landen könnten. Die Anwohner fühlten sich übergangen, denn eine Bürgerbeteiligung gab es nicht. Die Unterbringung von Geflüchteten in Berlin bleibt eine gewaltige Herausforderung, und das als Ankunftszentrum für ukrainische Kriegsflüchtlinge gedachte Lager am ehemaligen Flughafen Tegel soll um 1.000 Plätze erweitert werden.
Der Vorstand der Berliner Architektenkammer, Carl Herwarth von Bittenfeld, kritisierte die Massenlager als teuren Irrweg und forderte alternative Lösungen. Er betonte, dass die Politik die Sorgen der Anwohner ernst nehmen müsse, insbesondere in Bezug auf die Konkurrenz um Kita- und Schulplätze. Der Unmut der Bürger ist verständlich, da die Entscheidung für die Unterbringung im ehemaligen City-Hotel als alternativlos dargestellt wurde. Ein Mangel an sozialräumlicher Verträglichkeit könnte das Vertrauen der Anwohner weiter untergraben.
Verfahren wurden beschleunigt
Die Planungsverfahren wurden bundesweit gestrafft, um schnellere Lösungen zu finden, was jedoch oft auf Kosten der Bürgerbeteiligung geht. Die dezentrale Unterbringung stößt auf Widerstand in den Bezirken, während die Massenunterkünfte in Tegel und Tempelhof als temporäre Lösungen gelten. Herwarth von Bittenfeld sieht die Notwendigkeit, leerstehende Immobilien wie das City-Hotel zu nutzen, um die Herausforderungen der Unterbringung zu meistern. Diese Umnutzungen könnten nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch zur Integration der Geflüchteten beitragen.
Die Frage bleibt, ob Massenunterkünfte wie in Tegel tatsächlich abschreckend wirken. Herwarth von Bittenfeld warnt davor, dass solche Maßnahmen die falschen Signale senden und populistische Diskurse fördern könnten. Die Realität für viele Geflüchtete ist oft geprägt von kriegerischen Konflikten und inhumanen Bedingungen, die sie zur Flucht zwingen. Die Politik muss daher auf eine positive Willkommenskultur setzen und die Herausforderungen konstruktiv angehen, um das Vertrauen der Bürger zu gewinnen.