Die Situation für ukrainische Pflegekräfte, die in arbeiten möchten, könnte nicht dringlicher sein: Lediglich 9 Prozent der arbeitswilligen Fachkräfte erhalten eine Berufserlaubnis. Diese alarmierende Zahl stammt aus Berichten, die seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs aufgetaucht sind. Tatsächlich haben 1822 Ukrainer mit einer Pflegeausbildung einen Antrag auf Berufsanerkennung in Deutschland gestellt, aber nur jeder elfte Antrag wird akzeptiert. Dies führt nicht nur zu einem großen Verlust an qualifiziertem Personal, sondern auch zu einer erdrückenden Bürokratie, die den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt enorm erschwert.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die hohe Anzahl unvollständiger Anträge, von denen zwei Drittel angeblich nicht bearbeitet werden. Tino Sorge, Gesundheitspolitiker der CDU, äußert verständlicherweise seine Frustration über diese bürokratischen Hürden. „In unserer Zeit des Pflegekräftemangels ist das ein Skandal. Das Gesundheitswesen erstickt in Bürokratie“, sagt er eindringlich.
Anforderungen und ihre Auswirkungen
Diese bürokratischen Hürden betreffen nicht nur die Antragsteller, sondern haben auch weitreichende Folgen. Renata Föry, die Inhaberin des Pflegevermittlungsservice Seniocare24, ist frustriert darüber, dass sie regelmäßig ukrainische Pflegekräfte abweisen muss. „Es ist ein Kampf: Jetzt sind die Leute schon da und wollen arbeiten, und dann wird es ihnen auch noch erschwert“, erklärt sie. Die hohen Anforderungen, um eine Genehmigung zu erhalten, führen in vielen Fällen zu illegalen Arbeitsverhältnissen.
Föry berichtet von einem dramatischen Anstieg der Schwarzarbeit in diesem Sektor. Bei der Gründung ihres Unternehmens waren etwa 50.000 Pflegekräfte ohne legale Beschäftigung tätig. Heute schätzt sie, dass die Dunkelziffer bei weit über 500.000 liegt. Das ist ein besorgniserregender Trend, der nicht nur die Flüchtlinge selbst betrifft, sondern das gesamte deutsche Gesundheitssystem unter Druck setzt. Von den Familien, die bei ihrem Service eine Pflegekraft anfragen, entscheiden sich 90 Prozent für eine „private Lösung“, was bedeutet, dass sie illegal einstellen. Diese Dynamik ist sowohl für die betroffenen Pflegekräfte als auch für die Patientinnen und Patienten riskant.
Bayern als Beispiel für schnelles Handeln
Es ist offensichtlich, dass Reformen notwendig sind, um die Situation zu verbessern. Der Arbeitgeberverband Pflege spricht sich für eine bundesweite Ausweitung der „Anerkennungs-Fast-Lane“ aus, wie sie bereits in Bayern funktioniert. Dieses Modell verkürzt die Verfahren zur Anerkennung von Fachkräften auf lediglich fünf Wochen. Der Zugang zu Arbeitsplätzen für ausländische Pflegekräfte könnte auf diese Weise erheblich erleichtert werden.
Laut dem Bundesgesundheitsministerium wurden im vergangenen Jahr 30.000 Anerkennungsverfahren eingeleitet. Ein Sprecher versichert, dass es zunehmend „funktioniert“, doch diese Zahl steht im krassen Gegensatz zu den Erfahrungen vieler ukrainischer Pflegekräfte, die noch immer mit den Herausforderungen der Bürokratie kämpfen.
Die Dringlichkeit des Themas ist nicht zu unterschätzen. Während das Gesundheitswesen in Deutschland einen großen Mangel an Pflegekräften kennt, stehen qualifizierte Arbeitnehmer bereit, um zu helfen und ihre Fähigkeiten einzubringen. Es ist an der Zeit, diese Hürden abzubauen und es den Menschen zu ermöglichen, ihre Talente und Kapazitäten zum Wohle aller einzusetzen.
– NAG