Beim Blick auf die Landtagswahl in Brandenburg wird schnell klar, dass die nüchternen Zahlen mehr erzählen als auf den ersten Blick ersichtlich. Am Morgen nach der Wahl begann bereits die Analyse der Ergebnisse. Die SPD um Ministerpräsident Dietmar Woidke konnte ihren Spitzenplatz verteidigen und erzielte beeindruckende 30,9 Prozent der Stimmen. Doch diese augenscheinliche Stärke trügt, denn tiefere Analysen von Infratest Dimap werfen ein anderes Licht auf das Wahlergebnis.
Von den Befragten gaben lediglich 25 Prozent der SPD-Wähler an, ihre Stimme aus inhaltlicher Überzeugung für die Sozialdemokraten abgegeben zu haben. Die überwältigende Mehrheit von 75 Prozent stimmte nur für die SPD, um eine starke Position der AfD zu verhindern. Ein erstaunlicher Umstand, der zeigt, wie stark das Bedürfnis nach einer vermeintlichen „Verhinderungswahl“ in Brandenburg war.
Überraschende Wählerwanderungen und uhnweise Gewinner
Interessanterweise traf dies nicht nur die SPD. Auch die CDU, die mit 12,1 Prozent der Stimmen einen nicht unerheblichen Anteil erhielt, erlebte ähnliche Zahlen. Hier gaben 59 Prozent der Wähler an, ihre Stimme der CDU gegeben zu haben, um die AfD zu stoppen. Diese Zahlen verdeutlichen, wie stark die AfD die Dynamiken der Wahl beeinflusste.
Der eigentliche Gewinner des Wahlabends war jedoch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Das neu gegründete Bündnis schaffte es überraschend auf Anhieb zur drittstärksten Kraft im Landtag und erzielte 13,5 Prozent der Stimmen. Ein bemerkenswerter Erfolg für eine ganz neue politische Bewegung.
Besonders erwähnenswert ist dabei das Wahlverhalten der BSW-Wähler. In einer weiteren Befragung erklärten 31 Prozent dieser Gruppe, dass sie ohne das BSW wahrscheinlich die AfD gewählt hätten. Dies könnte letztlich der entscheidende Faktor gewesen sein, der der AfD den Sieg verhinderte.
Das vorläufige amtliche Endergebnis
- SPD: 30,9 Prozent (+4,7 Prozentpunkte)
- AfD: 29,2 Prozent (+5,7 Prozentpunkte)
- CDU: 12,1 Prozent (-3,5 Prozentpunkte)
- BSW: 13,5 Prozent (neu)
- Grüne: 4,1 Prozent (-6,7 Prozentpunkte)
- Linke: 3,0 Prozent (-7,7 Prozentpunkte)
- BVB/Freie Wähler: 2,6 Prozent (-2,4 Prozentpunkte)
- Sonstige (inklusive FDP): 4,6 Prozent (-3,6 Prozentpunkte)
Diese Ergebnisse skizzieren ein stark fraktioniertes politisches Feld, in dem die traditionellen Parteien wie SPD und CDU gegen erstarkende populistische Kräfte und neue politische Bewegungen wie die BSW bestehen müssen. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.welt.de.