Das Musikinstrumentenmuseum in Lißberg steht vor einer unsicheren Zukunft, da strukturelle Probleme den Fortbestand der Einrichtung gefährden. Dieses kleine, aber bedeutende Museum, das über 2.000 Musikinstrumente aus mehr als 100 Ländern beherbergt, benötigt dringend Unterstützung von der Landesregierung, um seine einzigartigen Sammlungen und Angebote nicht nur zu bewahren, sondern auch weiterzuentwickeln.
Der Direktor des Museums, Kurt Walter Racky, zeigt sich besorgt über die mangelnden Mittel und Platzverhältnisse, die die fortlaufende Arbeit stark einschränken. Während eines kürzlichen Besuchs von Timon Gremmels, dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, stellte Racky die außergewöhnlichen Sammlungen und die Geschichte des Museums vor. Gremmels wurde von der Leidenschaft der Museumsmitarbeiter und von der Bedeutung der Sammlungen beeindruckt.
Strukturelle Herausforderungen
Das Musikinstrumentenmuseum wurde 1990 unter dem Motto „Die Entwicklung der Musikinstrumente von Michael Praetorius bis heute“ in einer ehemaligen Schule gegründet. Es beherbergt die größte Sammlung an Drehleiern und Dudelsäcken der Welt. Viele Exponate stammen aus der Sammlung des Frankfurter Instrumentenbauers Kurt Reichmann, dessen Engagement für historische Musikinstrumente und deren Konstruktion das Museum maßgeblich prägte. Der Stolz des Museumsleiters Racky ist besonders sichtbar, wenn er den Minister durch die Ausstellungsräume führt und die älteste Drehleier der Welt präsentiert, die in mühevoller Arbeit restauriert wurde.
Doch trotz dieser beeindruckenden Sammlungen sieht sich das Museum mit ernsthaften Problemen konfrontiert. Racky und das Team müssen regelmäßig ablehnen, wertvolle Sammlungen zu erwerben oder zu übernehmen, da es an Platz fehlt. Unter den Angeboten befinden sich ethnologische Instrumente aus Italien sowie Gemälde zu Drehleiern und Dudelsäcken, die geschenkt werden könnten, wenn nur die Transportkosten gedeckt werden können. Racky äußert voller Bedauern: „Uns ist schon einiges Wertvolles entgangen, aber wir haben beim besten Willen keinen Platz mehr.“
Vorschläge zur Förderung
Minister Gremmels zeigte Verständnis für die Anliegen des Museums, stellte jedoch klar, dass die gegenwärtige Haushaltslage es nicht zulässt, den Traum eines Landesmuseums sofort zu verwirklichen. „Wir müssen einen Weg der kleinen Schritte gehen“, erklärte er und bot verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten an, wie Sonderausstellungen und Auftritte beim Hessentag oder der Landesgartenschau 2027. Diese Veranstaltungen könnten dazu beitragen, Aufmerksamkeit für das Museum zu generieren und nötige Finanzen zu akquirieren.
Für die digitale Inventarisierung und den Ausbau der Sammlungen betonte Dr. Judith Schmidt vom Hessischen Museumsverband die Notwendigkeit einer finanziellen Eigenbeteiligung durch die Trägervereine. Sie verwies auch auf die Hilfen des Museumsverbandes, die für zukünftige Projekte nützlich sein könnten. Racky fasste die Schätze des Museums zusammen: „15 Weltbesonderheiten“, darunter das einzige spielbare „Nürnbergisch Geigenwerck“ und das Streichklavier von Leonardo da Vinci, zeigen, welche wertvollen Beiträge zur Musikgeschichte hier bewahrt werden.
Die aktuelle Sorge ist, dass das Wissen und die Hingabe, die in das Museum gesteckt werden, nicht mehr ausreichend sind, um die Herausforderung der Weiterentwicklung zu meistern. Racky und sein Team stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Leidenschaft für historische Instrumente und deren Geschichte an die nächste Generation weiterzugeben, während sie gleichzeitig um das Überleben ihrer Institution kämpfen.
Wertvolle Sammlungen in Gefahr
Die kommende Zeit könnte entscheidend für das Musikinstrumentenmuseum in Lißberg sein. Wenn es nicht gelingt, die nötigen Mittel und Räumlichkeiten zu sichern, droht das Museum, in seiner derzeitigen Form zu stagnieren. Die Möglichkeit, einige der weltweit einzigartigen Exponate in Zukunft nicht mehr präsentieren zu können, wird von Racky als erheblicher Verlust empfunden. „Wir müssen uns gemeinsam für den Erhalt dieser kulturellen Schätze einsetzen“, appelliert er an die Verantwortlichen.
Es bleibt abzuwarten, ob die besprochenen „kleinen Schritte“ in Richtung einer gesicherten Zukunft für das Musikinstrumentenmuseum tatsächlich unternommen werden können und ob die beeindruckenden Sammlungen, die die Geschichte der Musik erzählen, auch weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleiben werden.
Das Musikinstrumentenmuseum in Lißberg ist nicht nur ein Ort, an dem historische Instrumente ausgestellt werden, sondern auch ein Zentrum für musikwissenschaftliche Forschung und Aufführungskunst. Der Erhalt und die Pflege von Musikinstrumenten erfordern spezifische Fachkenntnisse und Fähigkeiten, die in der heutigen Zeit zunehmend verloren gehen. Dies macht die Arbeit von Institutionen wie dem Museum besonders wichtig, vor allem im Hinblick auf die Überlieferung von Traditionen und das kulturelle Erbe.
Neben der Geschichte der Instrumentenschaffung ist auch der gesellschaftliche Kontext von Bedeutung. Das Museum fördert den Austausch zwischen verschiedenen Generationen und Kulturen, indem es Workshops und Veranstaltungen anbietet. Diese Aktivitäten verstärken das Bewusstsein für die Rolle von Musik in der Gesellschaft und stärken das Gemeinschaftsgefühl.
Archivierungs- und Digitalisierungsprojekte
Ein anstehendes Problem des Museums ist die digitale Inventarisierung seiner Exponate. Die Digitalisierung stellt nicht nur sicher, dass Informationen über die Instrumente bewahrt werden, sondern ermöglicht auch eine breitere Zugänglichkeit für Forscher und interessierte Besucher. Der Hessische Museumsverband hat Initiativen zur Unterstützung solcher Projekte ins Leben gerufen, doch die Umsetzung erfordert eine finanzielle Eigenbeteiligung, die für viele kleinere Museen eine Herausforderung darstellt.
Laut dem Digitalisierungsbericht des Deutschen Museumsbundes sehen viele Museen in Deutschland Digitalisierung als essenziellen Schritt zur Modernisierung. Allerdings stehen insbesondere kleinere Einrichtungen vor der Herausforderung, die nötigen Ressourcen aufzubringen. Hier könnte eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Landesregierungen und den Museen hilfreich sein, um diese Projekte zu unterstützen.
Der kulturelle Wert des Musikinstrumentenmuseums
Der kulturelle Wert des Musikinstrumentenmuseums in Lißberg lässt sich nicht nur an der Anzahl der Exponate ablesen, sondern auch an der Bedeutung, die es für die lokale Gemeinschaft hat. Es ist ein Treffpunkt für Musiker, Historiker und Musikliebhaber, die sich über Fachwissen austauschen und gemeinsam Musizieren können. Der Erhalt dieser Traditionen ist nicht nur für die Region wichtig, sondern trägt auch zu einem übergreifenden Verständnis der europäischen Musikgeschichte bei.
Insgesamt spielt das Musikinstrumentenmuseum in Lißberg eine wichtige Rolle für die Bewahrung historischer Instrumente und deren Geschichte. Die positive Resonanz auf die Bemühungen um seine Zukunft zeigt, dass ein breites Interesse an der Musikgeschichte und deren Vermittlung besteht. Mit der Unterstützung durch die Landesregierung und andere Institutionen könnte das Museum in der Lage sein, seine Ziele zu verwirklichen und seinen Platz als bedeutendes kulturelles Erbe der Region zu festigen.
– NAG