In Ströhen fand kürzlich eine bedeutende Tagung zur Wiedervernässung von Mooren statt, bei der verschiedene Akteure aus Wissenschaft, Landwirtschaft und Politik zusammenkamen. Die Teilnehmer diskutierten über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit der Rückführung von trockengelegten Mooren verbunden sind. Anlass der Versammlung war das ehrgeizige Ziel des Landes Niedersachsen, bis 2030 etliche Moore wieder zu vernässen und damit massive CO2-Emissionen zu verhindern.
Die Veranstaltung, die im Europäischen Fachzentrum Moor und Klima stattfand, stellte einen abwechslungsreichen Rahmen mit acht Vorträgen und intensiven Diskussionen dar. Die rund 85 Teilnehmer setzten sich eingehend mit der Komplexität der Vernässung auseinander und forderten klare politische Rahmenbedingungen, um die Herausforderungen zu meistern. Der Moderator Olaf Stührmann, der auch von der Niedersächsischen Akademie ländlicher Raum geschickt durch das Programm führte, wusste um die Dringlichkeit dieser Gespräche.
Die Vielschichtigkeit der Moorwiedervernässung
Ein zentrales Thema war die Rolle der Moore im Klimaschutz. In trockenen Böden entweichen erhebliche Mengen an Treibhausgasen, was die Wiedervernässung besonders notwendig macht. Dabei sei die Herausforderung nicht nur eine technische, sondern auch eine wirtschaftliche. Dr. Arno Krause vom Grünland-Zentrum Niedersachsen/Bremen wies auf die drängenden Fragen bezüglich der Nutzungseinschränkungen hin, die die Rückführung von Moorflächen mit sich bringe. „80 Prozent der niedersächsischen Moore sind landwirtschaftlich genutzt“, erklärte er. Der potenzielle Verlust an Wertschöpfung, insbesondere in der Milchproduktion, mache deutlich, dass es keine pauschale Lösung für alle Regionen gäbe.
Die Diskussion um die Balance zwischen ökologischen Zielen und wirtschaftlichen Interessen spiegelt sich auch in den konkreten Maßnahmen wider. Neben den praktischen Herausforderungen, wie dem Bau von Rückhaltebecken, müssen Alternativen zu den konventionellen Nutzungen entwickelt werden, um negativen wirtschaftlichen Folgen zu begegnen. Die Teilnehmer erörterten die Möglichkeit von Paludikulturen als nachhaltige Alternative, um den Wegfall von grünlandabhängigen Wirtschaftszweigen abzufedern.
Ein Augenmerk wurde auch auf die kulturelle und historische Bedeutung gelegt, die Moore für die Menschen vor Ort haben. Dr. Claudia Heindorf von der Universität Göttingen präsentierte Ergebnisse einer Studie, die aufzeigte, dass die Bindung der Bevölkerung an die Moore stark ausgeprägt ist. „Die Menschen messen einem natürlichen Moor und auch bewirtschaftetem Grünland hohe Werte bei“, erklärte sie und verdeutlichte die Komplexität, alle Interessen in Einklang zu bringen.
Die Tagung ließ Raum für unterschiedliche Meinungen, und ein Teilnehmer stellte die Wirtschaftlichkeitsberechnungen infrage. „Sind die Zahlen wirklich korrekt?“ fragte er und wies auf die Möglichkeit alternativer Wertschöpfung hin. Diese Gedankenspiele zeugen von der dynamischen und oft widersprüchlichen Natur der Diskussion rund um die Moorveränderungen.
In der Diepholzer Moorniederung wird bereits seit vielen Jahren an der Wiedervernässung gearbeitet. Detlef Tänzer vom Landkreis berichtete über die erfolgreichen Projekte, die dort umgesetzt wurden, darunter die Rückführung von 140 Hektar im Barver Moor. „Wir haben in den letzten zehn Jahren Fortschritte gemacht und planen, weitere 300 bis 350 Hektar vernässen“, so Tänzer.
Erforderlich für den Erfolg sind vertrauensvolle Gespräche und eine verlässliche Finanzierung. Dabei ist die Stiftung Naturschutz als Partner von großer Bedeutung. Die Kritik an den bisherigen Fördermitteln, die oft zu komplizierte Antragsverfahren und zeitlich begrenzte Unterstützung erforderten, wurde ebenfalls laut. Tänzer und andere forderten eine Vereinfachung dieser Prozesse sowie mehr Unterstützung von Seiten des Landes Niedersachsen.
Zusammenfassend zeigt die Tagung, dass der Weg zur Erreichung der Klimaziele in Bezug auf die Wiedervernässung von Mooren nicht nur eine technische Herausforderung ist, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen aufwirft. Der Austausch zwischen den verschiedenen Interessengruppen bleibt entscheidend, um eine sinnvolle und nachhaltige Lösung für die Nutzung und den Erhalt von Mooren zu entwickeln. Die Wiedervernässung ist nicht nur ein Umweltschutzprojekt, sondern eine Mammutaufgabe, die Zeit, Geduld und die richtigen Werkzeuge erfordert, um erfolgreich umgesetzt zu werden.
Für mehr Details zu diesem Thema finden sich umfassende Informationen in einem Bericht auf www.kreiszeitung.de.