Drei Jahre nach ihrem politischen Rückzug reflektiert Angela Merkel über ihre umstrittene Migrationspolitik während der Flüchtlingskrise 2015. In einem Interview mit einem italienischen TV-Sender anlässlich der Präsentation ihres Buches "Freiheit" äußerte sie, dass es richtig war, in dieser kritischen Zeit Flüchtlinge aufzunehmen. Merkel betonte, dass die gegenwärtige Situation in Syrien besorgniserregend sei und man die zukünftigen Entwicklungen nicht vorhersehen könne. „Ich hoffe auf eine friedliche Entwicklung in Syrien“, erklärte die Ex-Kanzlerin und erinnerte an ihren berühmten Satz: „Wir schaffen das.“ Dieser Ausdruck des Optimismus wurde Teil ihres Erbes, das sie trotz heftiger Kritik verteidigt. Laut heute.at hob sie hervor, dass die Gewährung von Hilfe an Flüchtlinge keine Option sein würde, die mit Gewalt an Grenzen umgesetzt werden sollte.
Merkels Verteidigung ihrer Haltung
In einem weiteren Interview mit dem Spiegel kritisierte Merkel die derzeitigen Forderungen innerhalb ihrer Partei, Asylbewerber an der Grenze zurückzuweisen. „Es ist doch eine Illusion anzunehmen, alles wird gut, wenn wir Flüchtlinge an der deutschen Grenze zurückweisen“, so Merkel. Sie warnte davor, die Errungenschaften der europäischen Integration zurückzudrehen und warnte, dass ohne ein gewisses Maß an Offenheit und Veränderungsbereitschaft der Gesellschaft Integration nicht stattfinden könne. Die Ängste der Bürger seien ihrer Meinung nach legitime Sorgen, besonders in Hinblick auf Zuwanderung und mögliche terroristische Bedrohungen, und deshalb sei es wichtig, auf diese Ängste einzugehen. Merkel äußerte auch Verständnis für die Sorgen vieler Bürger über Überfremdung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen, aber betonte zugleich die Notwendigkeit einer solidarischen und integrativen Lösung für die Herausforderungen der Migration, wie zeit.de berichtete.
Diese Aussagen kommen vor dem Hintergrund ihrer bevorstehenden Autobiografie, die am 26. November veröffentlicht wird. Merkel, die von 2005 bis 2021 die erste Bundeskanzlerin Deutschlands war, spielte eine entscheidende Rolle während einer Vielzahl von Krisen, darunter die Eurokrise, die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie. Ihr anhaltender Einfluss auf die deutsche und europäische Politik bleibt auch nach ihrem Rückzug stark spürbar.