Gifhorn. In der jüngsten Sitzung des Gifhorner Kreistages wurde hitzig über die sozialpädagogische Einzelbetreuung eines 15-jährigen Jugendlichen aus Kroatien diskutiert. Dieser Fall des sogenannten „Systemsprengers“ sorgte für eine intensive Debatte um Kosten und Verantwortung. Kosten von 600.000 Euro für die Betreuung führten dazu, dass Kreistagsabgeordnete wie Thomas Reuter von der CDU in Frage stellten, ob es in Deutschland nicht genügend qualifizierte Sozialpädagogen gebe, die diese Aufgabe übernehmen könnten. Stefan Marzischewski-Drewes von der AfD bezeichnete die Situation als „Absurdistan“ und verwies auf die nahezu drei Millionen Euro zusätzlichen Kosten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis, die aktuell 87 junge Menschen umfassen.
Der zuständige Dezernent, Rolf Amelsberg, verteidigte vehement die hohen Ausgaben für die Therapie des Jugendlichen. Um die passende Behandlung zu finden, seien 400 Einrichtungen abgeklappert worden. Die Entscheidung, die Therapie in Kroatien durchzuführen, sei nicht leichtfertig getroffen worden. Amelsberg betonte, dass diese Maßnahme auf lange Sicht kostenwirksamer sei.
Kreistag stimmt überplanmäßigen Ausgaben zu
Ein weiterer brisanter Punkt war die Genehmigung von überplanmäßigen Ausgaben im Sozialbereich in Höhe von 4,1 Millionen Euro, die der Kreistag gegen die Stimmen der AfD absegnete. Landrat Tobias Heilmann stellte die ersten Entwürfe für den Haushalt 2025 vor, der ein Defizit von schockierenden 46,4 Millionen Euro aufweist, was eine drastische Aufzehrung der Rücklagen bis zum Jahr 2028 zur Folge haben könnte. Zusätzliche finanzielle Schwierigkeiten könnten durch geplante Änderungen und Anpassungen, wie den Wechsel vom 49-Euro- zum 58-Euro-Ticket und Lohnerhöhungen bei den Beschäftigten, verstärkt werden. Die Prognose einer Nettoneuverschuldung von 47,2 Millionen Euro sorgt für zusätzlichen Gesprächsbedarf und Bedenken unter den Kreistagsabgeordneten.