Die politische Landschaft Kataloniens hat einen bedeutenden Wandel erlebt: Salvador Illa, ein Abgeordneter der Sozialistischen Partei und vertrauter Partner des spanischen Regierungschefs Pedro Sánchez, wurde zum neuen Regionalpräsidenten gewählt. Dies geschieht erstmals seit 2010, dass ein Politiker in Katalonien an die Spitze der Regierung gelangt, ohne die Unabhängigkeit von Spanien zu fordern. Diese Wahl steht symbolisch für eine mögliche Wende in der konfliktreichen Beziehung zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens.
Der neue Kurs der katalanischen Regierung
Mit 68 Stimmen zu 67 im katalanischen Regionalparlament wurde Illa gewählt, ein Zeichen für einen schmalen, aber entscheidenden Mehrheitsbeschluss in einem Parlament mit insgesamt 135 Abgeordneten. Hauptaugenmerk von Illa und seiner Regierung liegt darauf, die partielle Entspannung in den Spannungen zwischen Katalonien und der spanischen Zentralregierung zu fördern. Illa lehnt jegliche Form der Abspaltung ab und hat seine Politik auf soziale Themen und die Stärkung der katalanischen Sprache ausgerichtet.
Reaktionen des politischen Spektrums
Die konservativen Parteien in Spanien haben die Wahl von Illa scharf kritisiert und dies als einen weiteren Schritt in die falsche Richtung bezeichnet. Sie warnen davor, dass die politischen Zugeständnisse an die Separatisten, insbesondere an die ERC (Esquerra Republicana de Catalunya), die Stabilität Spaniens gefährden könnten. Trotz der Kritik sieht Sánchez in Illas Wahl einen Erfolg für seinen Dialogansatz und die Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben.
Die Rückkehr von Carles Puigdemont
Am selben Tag, an dem Illa gewählt wurde, kehrte Carles Puigdemont, der ehemalige Regionalpräsident und prominente Führer der Katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, nach sieben Jahren im Exil nach Barcelona zurück. Seine Rückkehr war von gemischten Reaktionen begleitet; während zahlreiche Anhänger seine Ansprache hörten, musste Puigdemont kurz darauf wieder fliehen. Diese Situation verdeutlicht die anhaltende Polarisierung in der katalanischen Politik und das komplexe Verhältnis zwischen den verschiedenen politischen Akteuren.
Der Kontext der Amnestie für Separatisten
Die spanische Regierung hat eine Amnestie für katalanische Aktivisten beschlossen, die nach dem gescheiterten Unabhängigkeitsreferendum 2017 verfolgt wurden. Diese Entscheidung soll die Gespräche und Verhandlungen zwischen der spanischen und der katalanischen Regierung fördern. Puigdemont, der als treibende Kraft hinter dem Referendum galt, ist weiterhin von der spanischen Justiz wegen finanzieller Vergehen angeklagt, was die politische Situation im Land weiter kompliziert.
Eine wichtige Wegmarke für Katalonien
Die Wahl von Salvador Illa markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte Kataloniens, da sie den Willen einer Mehrheit der Abgeordneten widerspiegelt, sich wieder auf Dialog und Zusammenarbeit zu konzentrieren, anstatt auf Konflikt und Spaltung. Dies könnte langfristig gesehen die Grundlagen für eine stabilere und für alle Seiten vorteilhaftere Beziehung zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens schaffen.
– NAG