Aktuelle Umfragen in Deutschland legen offen, dass die jüngere Generation zunehmend besorgt über das Thema Migration ist. Diese Sorge übersteigt inzwischen sogar die Angst vor dem Klimawandel, ein Thema, das noch vor kurzem die Diskussion bestimmte. Besonders auffällig ist, dass junge Menschen im Alter von 14 bis 19 Jahren am meisten durch die Vorstellung von anhaltender Migration beunruhigt sind. Währenddessen dominieren bei älteren Menschen die Bedenken über steigende Lebenshaltungskosten. Wie die längerfristige Untersuchung „Die Ängste der Deutschen“ zeigt, ist die Bevölkerungsgruppe der Jugendlichen stark von der Angst berührt, dass der Staat mit dem Zustrom von Migranten überfordert sein könnte.
Die repräsentative Studie wird seit 1992 von der R+V-Versicherung durchgeführt. In der aktuellen Ausgabe geben 56 Prozent der Befragten an, besorgt zu sein, dass der Staat an seine Belastungsgrenzen stößt, was die Aufnahme von Migranten betrifft. Fast die Hälfte der Teilnehmer sieht auch das Potenzial für wachsende gesellschaftliche Spannungen durch die Migration. Insbesondere in Ostdeutschland zeigt sich ein höheres Maß an Sorge über Zuwanderung, da hier 60 Prozent der Befragten ihre Besorgnis äußern. Dies steht im Vergleich zu 55 Prozent in Westdeutschland. Der Anstieg der Angst vor sozialen Konflikten rangiert mittlerweile auf dem vierten Platz der Ängste, nachdem er im letzten Jahr noch auf Rang zwölf gelegen hatte.
Gesellschaftliche Dynamiken und kulturelle Konflikte
Die Veränderungen im gesellschaftlichen Fokus weg von ökonomischen zu kulturellen und sozialen Sorgen kommentiert die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki. Sie spricht von einem „Kulturkampf“, der zunehmend die Diskussion rund um Migration dominiert. Migration und die damit verbundenen gesellschaftlichen Verschiebungen gelten mittlerweile als vorrangige Besorgnispunkte, die in weiten Teilen der Bevölkerung Ängste schüren.
Interessanterweise beobachten die Forscher auch einen Rückgang der Ängste vor natürlichen Risiken. Die Sorge vor dem Klimawandel, früher ein dominantes Thema, ist in der Beliebtheitsskala auf Platz 13 abgerutscht, fünf Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr. Auch die Angst vor Naturkatastrophen hat deutlich abgenommen. Gleichzeitig treten neue Bedrohungen ins Bewusstsein der Bevölkerung, wie der politische Extremismus. Hierbei fürchten 48 Prozent islamistischen Terror, während 38 Prozent Rechtsextremismus als Gefahr sehen. Linksextremismus scheint nur eine Minderheit von sieben Prozent zu beunruhigen.
Politische Unzufriedenheit und ihre Wirkung
Obwohl die Hauptängste im Bereich Migration drastisch zugenommen haben, ist ein genereller Rückgang im Durchschnittswert aller Ängste um drei Prozentpunkte zu verzeichnen. Dieses Ergebnis überraschte die Studienautoren, vor allem im Hinblick auf die „vielen heftigen Diskussionen in den Medien“. Der Unmut über die politische Führung bleibt jedoch hoch, da etwa ein Drittel der Deutschen der Bundesregierung schlechte Noten für ihre Arbeit gibt. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.freilich-magazin.com.
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