ÖGB-Schumann: „Verfrühtes Muttertagsgeschenk der IV für Österreichs Frauen?“
Die Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB), Korinna Schumann, ist empört über einen Vorschlag der Industriellenvereinigung (IV), höhere Sozialbeiträge für Teilzeitkräfte zu fordern. Sie sieht darin einen Versuch, die Probleme am Arbeitsmarkt auf die Frauen abzuwälzen. Schumann betont, dass Branchen wie der Handel oder die Pflege ohne Frauen zusammenbrechen würden. Sie weist darauf hin, dass Frauen oft gezwungen sind, in Teilzeitjobs zu arbeiten, da es keine flächendeckende Kinderbetreuung gibt und in vielen Bereichen keine Vollzeitjobs angeboten werden. Die Forderung der IV nach höheren Beiträgen sei daher eine Verhöhnung der betroffenen Frauen, so Schumann.
Sie kritisiert weiter, dass die IV die 80.000 Frauen in Österreich ignoriert, die gerne Vollzeit arbeiten würden, es aber aufgrund schlechter Rahmenbedingungen nicht können. Schumann betont, dass die IV in einem „Paralleluniversum“ lebe, da die Situation für Frauen in Österreich nicht freiwillig sei. Sie fordert bessere Rahmenbedingungen, wie einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle.
Schumann bezeichnet die Vorschläge der IV als realitätsfern und Ablenkungsmanöver und plädiert stattdessen für eine Änderung der Rahmenbedingungen. Sie verweist auf das von ÖGB und Arbeiterkammer erarbeitete Familienarbeitszeitmodell, das bereits auf dem Tisch liege und nur umgesetzt werden müsse.
Der Vorschlag der IV sorgt für kontroverse Diskussionen in Österreich, da die Gleichstellung der Geschlechter und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen ein wichtiges Thema sind. Die Tabelle unten zeigt die Arbeitsmarktsituation von Frauen in Österreich im Vergleich zu Männern:
| | Frauen | Männer |
|————————|——–|——–|
| Erwerbsquote | 71.3% | 82.3% |
| Teilzeitquote | 46.3% | 11.2% |
| Verdienstunterschied | 19.7% | – |
| Arbeitslosenquote | 6.6% | 5.8% |
| Beschäftigungsquote | 61.2% | 71.8% |
Quelle: Statistik Austria
Diese Zahlen verdeutlichen die bestehenden Herausforderungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die hohe Teilzeitquote zeigt, dass viele Frauen gezwungen sind, in Teilzeit zu arbeiten und dadurch finanziell benachteiligt werden. Dies wirkt sich auch auf ihre Pensionsansprüche aus. Der Verdienstunterschied von 19.7% zwischen Frauen und Männern ist ein Indikator für entgeltliche Ungleichheit. Die Arbeitslosenquote bei Frauen ist leicht höher als bei Männern, was auf strukturelle Probleme hinweisen könnte.
Es bleibt abzuwarten, wie die Diskussion über die Forderungen der IV weitergeht und ob es zu konkreten Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Frauen am Arbeitsmarkt kommt. Der ÖGB und die Arbeiterkammer drängen auf eine Umsetzung des Familienarbeitszeitmodells, um Frauen mehr Wahlfreiheit zu ermöglichen. Es wird erwartet, dass dieses Thema auch im Wahlkampf eine Rolle spielen wird.
Quelle: ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund / ots