In Erfurt hat Björn Höcke, der anerkannte Landeschef der AfD, eine herbe Niederlage in seinem Wahlkreis einstecken müssen. Obwohl die AfD in Thüringen einen bemerkenswerten Wahlsieg erzielt hat, wird der Einfluss Höckes durch persönliche Ablehnung und innere Parteidynamiken in Frage gestellt. Ein Politikanalyst bewertet die spezifischen Herausforderungen, mit denen Höcke konfrontiert ist, und beleuchtet, warum sein Charisma nicht bei allen Wählern verfängt.
Genauer gesagt, zeigt sich in Greiz, wo Höcke kandidiert, dass selbst einige AfD-Anhänger seinen Namen ablehnen. Dabei ist er der Spitzenkandidat seiner Partei in Thüringen und dennoch sagen manche: „Die AfD wähl ich, aber den Höcke nicht.“ Diese Einstellung könnte psychologische und gesellschaftliche Wurzeln haben, die tief in den Werten und Einstellungen der Wählerschaft verwurzelt sind.
Die Unbeliebtheit Höckes unter Wählern
Die Stimmenlage im Wahlkreis spricht Bände: Der CDU-Kandidat Christian Tischner konnte Höcke übertreffen. Höcke hatte ursprünglich seinen Heimatwahlkreis im Eichsfeld wegen der dort widrigen Umstände gewechselt, um strategisch bessere Wahlchancen zu haben. Trotz dieser Anpassungen kam es zu seinem Rückschlag. Politikberater Johannes Hillje gibt zu verstehen, dass Höcke nicht nur eine Herausforderung für sich selbst darstellt, sondern auch für den Teil der Wählerschaft, der sich nicht mit rechtsextremen Ansichten identifiziert. „Diese Leute fremdeln mit Höcke“, bemerkt Hillje und zeigt damit auf, wie wichtig der persönliche Eindruck für das Wählerverhalten ist.
Die Wahrnehmung Höckes ist vielschichtig und wird stark von seinem Auftreten geprägt. Viele Menschen verbinden ihn nicht mit den „kleinen Leuten“, sondern sehen in ihm einen elitär wirkenden Politiker, der sich wie ein „Messias“ inszeniert. Diese Form der Selbstdarstellung passt nicht zu jenen Wählern, die eine bodenständigere Art der politischen Repräsentation suchen.
Höckes umstrittene TV-Auftritte
Ein weiterer Aspekt, der seine Beliebtheit drückt, sind seine Auftritte im Fernsehen. Hierbei trat Höcke oft nervös und unbeholfen in Erscheinung, was die Wähler zusätzlich verunsicherten. Seine Leistung in TV-Duellen wurde als schlecht eingeschätzt, was ihm, laut Hillje, geschadet hat. Dies könnte die öffentliche Wahrnehmung seiner Person stark geprägt haben und ihm das Vertrauen kostspielig machen.
Innerhalb der AfD jedoch bleibt Höcke eine zentrale Figur, da er als einer der ersten AfD-Politiker einen Wahlsieg bei einer Landtagswahl erzielen konnte. Trotz innerspartlicher Spannungen und sogar Gerüchten über eine mögliche Revolte, glauben Beobachter nicht an einen schnellen Abgang Höckes. Er steht strategisch günstig in Thüringen, kann hier Macht ausüben und plant möglicherweise langfristig für einen Wechsel in die Bundespolitik. Hillje schätzt, dass Höcke gezielt den richtigen Zeitpunkt abwarten wird, um seinen nächsten Schritt anzutreten.
– NAG