Ein radikaler Neubeginn zeichnet sich bei der Grünen Jugend in Deutschland ab. Nach einem schweren internen Bruch im September haben die Mitglieder der Nachwuchsorganisation der Grünen ein neues Führungsduo gewählt. Am Bundeskongress der Grünen Jugend, der am Wochenende in Leipzig stattfand, stellten sich Jakob Blasel, ein bekannter Klima-Aktivist aus Schleswig-Holstein, und Jette Nietzard, eine engagierte Berliner Aktivistin, als neue Spitze vor.
Nicht mehr dabei sind die ehemaligen Co-Vorsitzenden der Bundes-Grünen, Omid Nouripour und Ricarda Lang, sowie zehn Vorstandsmitglieder der grünen Nachwuchs-Organisation, die alle aus Protest über den ihrer Meinung nach mangelnden linken Kurs der Bundes-Grünen das Handtuch geworfen haben. Der Kritikpunkt lautete, dass durch zu viele Kompromisse innerhalb der Ampelkoalition das linke Profil der Partei verwässert sei.
Ein Angriff auf Habeck und neue radikale Forderungen
Besonders Aufsehen erregte Blasels deutliche Kritik an der Politik des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck. Blasel äußerte sich vehement gegen Habecks Aussagen zum Lieferkettengesetz und erklärte, solche Äußerungen seien ein Affront gegen alle, die unter ausbeuterischen Bedingungen litten. Er rief die Politik dazu auf, den Mut zu haben, auch bei Gegenwind Lösungen zu finden, die auch soziale Fragen berücksichtigen und die Vermögenden in die Verantwortung nehmen.
Bei seiner Antrittsrede ließ Blasel keinen Zweifel an seinem radikalen Kurs. Der neue Co-Vorsitzende der Grünen Jugend, ein Student der Rechts- und Umweltwissenschaften, plädiert für mehr Radikalität und sieht den Ausstieg aus Gas- und Ölheizungen als überfällig. Auch der Bau von Autobahnen sollte gestoppt werden, und sogar Haustiere sieht er kritisch, da sie einen Umwelt- und CO₂-Luxus darstellen. Um diese Meinung zu untermauern, trug er einen Pullover mit dem Aufdruck „Radikal zuversichtlich“.
Jette Nietzard: Engagement für Diversität und soziale Gerechtigkeit
Seine Partnerin im Vorsitz, Jette Nietzard, bringt ihre eigenen Schwerpunkte ein. Die Aktivistin, die sich insbesondere für Flüchtlinge engagiert, erhielt 84,5 Prozent der Stimmen. Ihr politisches Engagement zeigt sich auch in ihren Forderungen: höhere Steuern für Reiche und kostenlose Menstruationsprodukte sind Teil ihrer Vision einer gerechteren Gesellschaft. Auf dem Internetportal der Grünen Jugend Berlin äußerte sie zudem, dass sie Geflüchtete nach Berlin holen würde, selbst wenn dies der Anweisung des Bundesinnenministeriums zuwiderlaufen würde.
Beide neuen Vorsitzenden sind bereits politisch erfahren, auch wenn ihre bisherigen Kandidaturen im Jahr 2021 scheiterten: Blasel verfehlte den Einzug in den Bundestag, während Nietzard nicht weit genug oben auf der Landesliste fürs Berliner Abgeordnetenhaus stand.
Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf m.bild.de.