In Görlitz sorgt ein Kirchenstreit für Aufregung, der die katholische Pfarrei Heiliger Wenzel in ein zwiespältiges Licht rückt. Jakob Garten, ein Mitglied der AfD-Fraktion im Stadtrat, sieht sich wiederholt dem Versuch gegenüber, von der Kandidatenliste gestrichen zu werden. Dies geschah erstmals im April 2023, kurz nachdem der Bischof eine Wahlverschiebung angeordnet hatte, die offenbar einzig dem Ziel diente, Gartens Teilnahme zu verhindern. Jetzt, am 26. September, hat der Kirchenvorstand erneut zugeschlagen und Garten von der Liste der Bewerber entfernt.
Die Begründung des Vorstands umfasst lediglich den Hinweis auf Gartens Mandat und seine Position als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Diese Funktion wird als unvereinbar mit den Prinzipien der katholischen Kirche angesehen. Garten selbst äußerte sich in einem Interview und sprach von einer „kleinen, bis in höchste Kreise vernetzten Gruppe von Modernisten“, die versuche, sich die Kirche zu eigen zu machen. Er fordert eine klare Offenlegung der Vorwürfe gegen ihn. Es sei frustrierend, dass trotz seiner Bemühungen um Verständigung niemand präzise benennen konnte, inwiefern ein Widerspruch zwischen seiner politischen Haltung und den Grundsätzen der Kirche bestehen solle.
Der rechtliche Aspekt
Juristisch sichtbar wird die Situation komplizierter: Garten argumentiert, dass der Kirchenvorstand nicht befugt sei, Kandidaten ohne weitere Erläuterung aus der endgültigen Liste zu streichen. Laut seinen Aussagen steht er der Meinung, dass ein klarer Rechtsbruch vorliegt. Garten hat mittlerweile auch rechtliche Schritte eingeleitet, um seiner Integrität Rechnung zu tragen. „Es verwundert nicht, dass ich im Pfarrbrief mit abscheulichen Ideologien in Verbindung gebracht wurde, während diejenigen, die sich mit der demokratischen Ordnung rühmen, genau das Gegenteil tun“, empört sich der Anwalt.
Während dieser Konflikt die katholische Kirche spaltet, zeigt sich die evangelische Kirche offener gegenüber anderen gesellschaftlichen Strömungen. Am Vortag des Christopher Street Day (CSD) veranstaltete die Innenstadtgemeinde eine „passende“ Andacht für die Teilnehmer. Pastor Matthias Paul gab an, dass eine ähnliche Veranstaltung auch für Kritiker der LGBTQ+-Bewegung denkbar sei.
Zur gleichen Zeit erlebte Garten als Abtreibungsgegner beim ‚Marsch für das Leben‘ in Berlin, wie Gegendemonstranten mit lautstarken und beleidigenden Rufen auf sich aufmerksam machten, was zu Besorgnis führte. Diesbezüglich fragten sich viele, ob der Friede in der Diskussion wirklich gewahrt werde. Sicherheitskräfte schienen in den kritischen Momenten nicht zu intervenieren, während einige Zeitungen den Vorfall als „Auseinandersetzung“ darstellten.
Das Geschehen in Görlitz zeigt, wie tiefschürfend und komplex die Verhältnisse innerhalb der kirchlichen Gemeinschaften sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Auseinandersetzung um Jakob Garten weiter entwickeln wird und welche rechtlichen Konsequenzen daraus hervorgehen. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in einem ausführlichen Bericht auf www.alles-lausitz.de.
Till Scholtz-Kobloch / 07.10.2024