Die Gewerkschaft PRO-GE kritisiert die Industriellenvereinigung (IV) für ihre Forderung nach einer Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. PRO-GE-Vorsitzender Reinhold Binder wirft der IV vor, in einer Parallelwelt zu leben und betont, dass Vollzeitbeschäftigte in Österreich bereits jetzt eine der längsten Wochenarbeitszeiten in Europa haben. Das eigentliche Problem seien die 1,3 Milliarden Euro, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Vorjahr für Mehr- und Überstunden vorenthalten wurden, so die Arbeiterkammer.
Binder fordert die IV auf, konstruktiver und realistischer zu sein und die bestehenden Herausforderungen anzugehen. Eine Verlängerung der Normalarbeitszeit würde die Probleme nur weiter verschärfen und zu Lohnkürzungen für die Beschäftigten führen. Er weist darauf hin, dass die Produktivität seit der letzten gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung gestiegen ist, während die beruflichen Belastungen ebenfalls zugenommen haben. Das Ziel sollte daher eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sein.
In Österreich arbeiten Vollzeitbeschäftigte bereits durchschnittlich 40,8 Stunden pro Woche, was eine der längsten Wochenarbeitszeiten in Europa darstellt. Die Tabelle unten gibt einen Überblick über die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in einigen europäischen Ländern:
| Land | Durchschnittliche Wochenarbeitszeit |
|————|————————————|
| Österreich | 40,8 Stunden |
| Deutschland| 39,2 Stunden |
| Frankreich | 35 Stunden |
| Spanien | 37,4 Stunden |
| Schweden | 40 Stunden |
Es wird deutlich, dass Österreich bereits eine relativ hohe Wochenarbeitszeit hat und eine weitere Verlängerung zu noch größeren Belastungen für die Beschäftigten führen würde.
Die Produktivität in Österreich hat sich seit der letzten gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung verdoppelt. Gleichzeitig sind jedoch auch die beruflichen Belastungen deutlich gestiegen. Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich wäre daher ein sinnvoller Schritt, um den Beschäftigten eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen und ihre Gesundheit zu schützen.
Es ist wichtig, die bestehenden Herausforderungen anzugehen, darunter auch die hohe Teilzeitarbeit, die oft mit Care-Arbeit oder dem Angebot von Teilzeitstellen in bestimmten Branchen zusammenhängt. Eine Verlängerung der Normalarbeitszeit nach dem Vorschlag der IV würde die Probleme nur weiter verstärken und zu Lohnkürzungen führen. Es ist an der Zeit, konstruktiv und realistisch über Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zu diskutieren, um die Interessen der Beschäftigten angemessen zu berücksichtigen.
Quelle: ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund / ots