Der Verkehrsexperte der Linken, Fritz Viertel, steht vor einer herausfordernden Wahlsituation in Brandenburg. Aktuell ist er auf Platz 13 der Landesliste für die bevorstehende Landtagswahl am 22. September und hat damit nur geringe Chancen, über die Liste in den Landtag einzuziehen. Die letzten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap zeigen, dass die Linke sich in den Umfragen bei etwa vier Prozent bewegt, was bedeutet, dass Viertel voraussichtlich keinen Sitz im Parlament erhalten wird.
Die Situation wird zusätzlich durch seine direkte Konkurrenz im Wahlkreis 31 erschwert. Hier trifft Viertel auf prominente Kandidaten wie den ehemaligen Agrarminister Jörg Vogelsänger von der SPD und den früheren Bürgermeister André Schaller von der CDU. Auch Rainer Galla von der AfD stellt eine ernsthafte Bedrohung dar, da er im letzten Jahr fast die Landratswahl im Kreis Oder-Spree gewonnen hätte.
Herausforderungen im Wahlkampf
Trotz dieser gewaltigen Herausforderungen bleibt Viertel aktiv und engagiert sich sowohl im persönlichen Wahlkampf als auch auf digitalen Plattformen wie Facebook und Instagram. Sein Online-Wahlkampf wird durch den Berater Sven Kindervater unterstützt, der betont, dass dem digitalen Wahlkampf viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Kindervater, der Erfahrung im Umgang mit Online-Kampagnen hat, glaubt, dass es unerlässlich ist, in bezahlte Reichweite zu investieren, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Mit einem Budget von etwa 10 Euro pro Tag und Ort konnte bereits eine Reichweite von 10.000 Nutzern erzielt werden.
Viertel, der sich nicht nur als Politiker, sondern auch als Stadtplaner und Mitglied des Verkehrsclubs VCD positioniert, kritisiert die bestehenden Verkehrsverhältnisse in Brandenburg. Er sieht eine massive Ungerechtigkeit darin, dass die ärmsten Bevölkerungsschichten am stärksten unter Lärm und Abgasen leidet, da sie oft in der Nähe vielbefahrener Straßen wohnen. Viertel fordert deshalb eine Verkehrswende mit einem Fokus auf sozialen Ausgleich.
Besonders im Kontext des bevorstehenden Wahljahres 2024, das als entscheidend für die Linke bezeichnet wird, ist Viertels Ansatz nicht nur bedeutend, sondern auch innovativ. Die politische Landschaft in Deutschland ist polarisiert wie nie zuvor, und der Einfluss rechtsextremer Parteien stellt eine ernsthafte Herausforderung dar. Viertels Engagement in den sozialen Medien zeigt, dass auch kleinere Parteien versuchen, durch moderne Kommunikationstechniken Wähler anzusprechen.
Kindervater erklärt weiter, dass die traditionelle Verbreitung von Kampagnen ohne die notwendige finanzielle Unterstützung nicht mehr ausreiche. Politische Akteure müssen sich intensiver mit den Gegebenheiten der sozialen Medien auseinandersetzen, um relevante Zielgruppen effektiv zu erreichen. In der Vergangenheit war es leicht, neue Konten zu erstellen, doch die Wettbewerbsbedingungen haben sich verändert: Politische Inhalte müssen jetzt für Sichtbarkeit bezahlen, um sich Gehör zu verschaffen.
Die Online-Kampagne von Viertel richtet sich vor allem an junge Wähler und Männer in einem ähnlichen Alter wie der Kandidat selbst. Während das Feedback von über 65-Jährigen positiv ausfällt, strebt Kindervater eine Feinabstimmung an, um auch andere demographische Gruppen anzusprechen. Es gehe nicht um Manipulation, sondern darum, die Wähler:innen da abzuholen, wo sie stehen.
Fritz Viertel ist ein Beispiel dafür, wie traditioneller Wahlkampf mit modernen Methoden kombiniert werden kann. Indem er seine Forderungen nach Verbesserungen im öffentlichen Verkehr, sozialem Wohnungsbau und einer lebendigen Demokratie in die sozialen Medien trägt, versucht er, den Wählern eine Perspektive zu bieten und sich als ernstzunehmender Kandidat zu positionieren – auch wenn die Chancen gegen ihn stehen.
In einer Zeit, in der die politischen und gesellschaftlichen Strömungen stark im Wandel sind, bleibt abzuwarten, wie sich die Wähler entscheiden werden und welche Rolle digitale Strategien im Wahlkampf künftig spielen werden. Den vollständigen Bericht zu diesem Thema finden Sie auf www.nd-aktuell.de.