Am frühen Montagmorgen erschütterte eine Explosion den Düsseldorfer Medienhafen. Vor einem Mehrfamilienhaus detonierte ein Sprengkörper und brachte damit die Ermittlungen der Kölner Ermittlungsgruppe Sattla auf Hochtouren. Dieser Vorfall scheint nur ein weiteres Kapitel in einer Serie von Sprengstoffanschlägen zu sein, die seit dem 25. Juni in der Region aufgetreten sind.
Laut Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer, der sich gegenüber FOCUS online äußerte, weisen die jüngsten Explosionen einen ähnlichen Modus Operandi auf. Dennoch sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen und viele Fragen bleiben offen. Auffällig ist jedoch ein Muster: Seit dem Diebstahl von 350 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth am 25. Juni, häufen sich die Vorfälle. Das Marihuana, welches einen Wert von 1,5 Millionen Euro hat, ist seither spurlos verschwunden. Diese Ereignisse haben einen blutigen Konflikt zwischen einem niederländischen Drogenkartell, bekannt als Mocro-Mafia, und der Kölner Unterwelt entfacht.
Polizist verlangte Geld für Auskünfte an Drogen-Gang
Ein besonders brisantes Detail dieser Ermittlungen ist die Verwicklung eines Polizeikommissars in die Machenschaften der Drogenkriminalität. Mohamed L., ein 25-jähriger Polizist auf Probezeit, steht im Verdacht, Informationen aus polizeilichen Datensystemen gegen Bestechungsgelder an eine Kölner Drogenbande weitergegeben zu haben. Wie aus sichergestellten Handy-Chats hervorgeht, soll Mohamed L. wiederholt strafrechtliche Erkenntnisse über den Dealer Aymen G. abgefragt haben.
Diese brisanten Informationen brachten ihm pro Person 50 Euro ein, ein Geschäft, das er einem deutsch-algerischen Dealer erläuterte. Der Kontakt zwischen den beiden kam durch gemeinsame Besuche in einer Moschee zustande, wobei Mohamed L. als strenggläubiger Muslim gilt. Dabei soll der Beamte tiefe Einblicke in den Drogenkrieg gewonnen haben, Informationen, die er aus Eigeninteresse jedoch nicht an seine Vorgesetzten weitergab.
Abgehörte Telefonate entlarvten den Polizisten
Die Ermittlungen gegen Mohamed L. kamen ins Rollen, als abgehörte Telefonate des Dealers Aymen G. enthüllten, dass dieser mit seinem Kontakt zu einem Polizisten geprahlt hatte. In den Gesprächen erklärte Aymen G., dass er ein Video mit allen Hintergründen und Akteuren des Drogenkriegs aufgenommen habe. Obwohl dieses Video bislang nicht gefunden wurde, reichten die abgehörten Gespräche aus, um ein Verfahren wegen Strafvereitelung im Amt gegen Mohamed L. einzuleiten. Bei einer Wohnungsdurchsuchung am 6. Juli legte der Polizist nur kurze, spärliche Angaben ab und behauptete, von dem Dealer ausgenutzt worden zu sein. Sein Anwalt, Christoph Arnold, wollte sich bisher nicht zu den Vorwürfen äußern.
Zusätzlich wurden auf den beschlagnahmten Handys von Mohamed L. belastende Chatverläufe gefunden, in denen die Bestechungsabsprachen detailliert beschrieben wurden. Es war zudem auffällig, dass der Polizist die polizeiliche Fahndungs- und Fallbearbeitungsplattform Viva aufgerufen hatte, um Informationen zu zwei weiteren Mitgliedern der Kölner Drogengang abzufragen. Jede Nutzung dieser Plattform durch Polizisten wird dokumentiert, wodurch die Ermittler auf die Abfragen von Mohamed L. aufmerksam wurden.
Ungeheurer Verdacht: Islamistenszene
Die Analyse der Mobiltelefone von Mohamed L. lieferte noch eine weitere besorgniserregende Erkenntnis. Offenbar hatte der beschuldigte Polizist auch Kontakte zur Islamistenszene. Für seinen Bruder, der wegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung ins Visier der Staatsschützer geraten ist, soll Mohamed L. ebenfalls polizeiliche Datenbanken durchstöbert haben, um ihn zu warnen.
Diese Vorwürfe werfen ein noch düstereres Licht auf die Ermittlungen und vergrößern das Netz der Verwicklungen in ein Labyrinth aus Drogen, Korruption und möglichen terroristischen Verbindungen. Die Rolle von Mohamed L. in diesen kriminellen Verwicklungen beleuchtet nicht nur die tiefgreifende Korruption innerhalb der Polizei, sondern auch die überschneidenden Kreise von Drogenkriminalität und extremistischen Netzwerken. Diese Entwicklungen lassen darauf schließen, dass die Spannungen und die Gewalt in diesem gefährlichen Drogenkrieg noch lange nicht vorbei sind.
Historische Parallelen zu früheren Drogenkriegen
Die Eskalation von Drogengangkriegen in deutschen Städten erinnert stark an die Gewaltwellen, die in den 1980er und 1990er Jahren in den USA, insbesondere in Los Angeles und Miami, durch Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden ausgelöst wurden. Hier führten der Drogenhandel und die Kontrolle von Territorien oft zu tödlicher Gewalt und unsicheren Verhältnissen in städtischen Gebieten. Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch in der Art und Weise, wie die Konflikte öffentlich ausgetragen wurden: Während in den USA Schusswaffen das bevorzugte Mittel waren, werden im aktuellen Fall in Nordrhein-Westfalen verstärkt Sprengsätze eingesetzt.
Hintergrundinformationen zum Drogenkrieg in NRW
Die Mocro-Mafia: Einflussreiche Drogenorganisation aus den Niederlanden
Die sogenannte Mocro-Mafia, die in den aktuellen Drogenkrieg verwickelt ist, besteht größtenteils aus niederländischen Kriminellen mit nordafrikanischen Wurzeln. Diese Organisation kontrolliert große Teile des Kokainhandels in den Niederlanden und hat ihre Aktivitäten in den letzten Jahren auch nach Deutschland und Belgien ausgeweitet. Bekannt für ihre gewalttätigen Methoden, schrecken sie nicht davor zurück, ihre Konkurrenz mittels Mord und Erpressung auszuschalten. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Spiegel-Homepage.
Drogenhandel in Köln: Ein wachsendes Problem
Köln ist aufgrund seiner geografischen Lage und seiner gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur ein bedeutender Umschlagplatz für Drogen. Neben Cannabis werden hier auch große Mengen an Kokain, Heroin und synthetischen Drogen gehandelt. Die Polizei steht vor der Herausforderung, die zunehmende Professionalisierung sowie die Vernetzung der Drogenbanden zu bekämpfen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Behörden. Weitere Details hierzu finden Sie auf der ZEIT-Homepage.
Statistiken und Daten zur Kriminalität in Nordrhein-Westfalen
Neue Erhebungen der nordrhein-westfälischen Polizei zeigen, dass die Anzahl der Delikte im Zusammenhang mit organisierten Drogenverbrechen in den letzten fünf Jahren signifikant gestiegen ist. Alleine im Jahr 2022 wurden in Köln insgesamt 1.200 Drogendelikte registriert, was einem Anstieg von 15 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders auffällig ist der Anstieg an Gewaltverbrechen, die im Kontext des Drogenhandels verübt werden. Für detaillierte statistische Informationen besuchen Sie bitte die BKA-Homepage.
– NAG