
Im Angesicht wachsender Spannungen zwischen den USA und Europa fordert die ehemalige Außenministerin Ursula Plassnik ein Umdenken und eine aktive Rolle Europas in der globalen Politik. In einem Gespräch mit dem China-Experten Cheng Chaoting äußerte Plassnik, dass Europa aus seiner Komfortzone heraustreten und lernen müsse, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der sich weiter zuspitzen könnte, muss nach ihrer Auffassung unbedingt vermieden werden. Plassnik kritisierte zudem die inaktiven Positionen mancher europäischer Staaten zu geopolitischen Krisen wie dem Ukraine-Konflikt. "Wir dürfen nicht darauf warten, dass andere, wie Ungarns Viktor Orbán oder Donald Trump, handeln", erklärte sie.
Eine neue Welle von US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium aus der Europäischen Union steht kurz bevor, was die schon angespannten Handelsbeziehungen erheblich belasten dürfte. Die USA haben bereits angekündigt, 25 Prozent Zölle auf Stahlimporte und 10 Prozent auf Aluminium einzuführen. Laut US-Handelsminister Wilbur Ross gibt es keinen Raum für Verhandlungen, nachdem die Fristen bereits abgelaufen sind. Die EU reagiert, indem sie eine Liste von US-Produkten für mögliche Vergeltungsmaßnahmen vorbereitet hat. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte, dass die USA mit diesen Maßnahmen keine andere Wahl lassen und bereitet sich auf eine Antwort vor, die einen Wert von 2,8 Milliarden Euro erreichen könnte.
Handelskrise und geopolitische Spannungen
Der Hintergrund der verhängten Strafzölle ist ein signifikantes Handelsbilanzdefizit der USA, insbesondere mit Ländern wie China und Deutschland. Trump beschuldigt europäische Nationen, die US-Märkte "zu überschwemmen". Diese Zölle könnten jedoch nicht nur die Industrie in den USA, sondern auch die europäische Stahl- und Aluminiumbranche erheblich schädigen. Immer mehr Experten warnen sogar davor, dass neue Zölle zu einem "neuen Kalten Krieg" zwischen den Großmächten führen könnten, was Plassnik und Chaoting in ihren Aussagen ebenfalls thematisierten.
Die Europäer sehen sich unter Druck, entscheidende Maßnahmen zu ergreifen, während die Unsicherheit über zukünftige Handelsbeziehungen und mögliche Gegenmaßnahmen immer größer wird. Die Frage steht im Raum, ob Brüssel erfolgreich eine einheitliche Strategie gegen die amerikanischen Zölle entwickeln kann, um die Interessen Europas zu wahren und gleichzeitig den Handelskonflikt zu entschärfen, da sich die wirtschaftlichen Bedingungen weiter zuspitzen.
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