In einem eindringlichen Appell auf der Frankfurter Buchmesse hat die Historikerin Anne Applebaum die Europäer aufgefordert, nicht mehr auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu setzen. „Wenn Europa eine liberale und demokratische Bastion bleiben möchte, muss es sich darauf vorbereiten, dies ohne die USA zu tun“, erklärte die 60-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Applebaum, die mit ihrem Buch „Die Achse der Autokraten“ bekannt wurde, wird am Sonntag mit dem prestigeträchtigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Applebaum betonte die Notwendigkeit eines „alternativen Plans“ für Europa, unabhängig davon, wer die kommende US-Präsidentschaftswahl gewinnt. „Es ist sehr wichtig, dass Europäer für die Selbstverteidigung, aber auch für ökonomische Stabilität planen“, äußerte sie. Ob Kamala Harris oder Donald Trump im freien Rennen um das Weiße Haus die Oberhand gewinnen werden, sei dabei nicht sicher. Die Historikerin hat sich dazu geäußert, dass die Wahlentscheidung sehr knapp ausfallen könnte, jedoch gibt es keinen bevorzugten Kandidaten von ihr.
Politische Einschätzung Trumps
Zur Rolle von Donald Trump in der internationalen Politik meinte Applebaum, dass dieser nicht als Anführer einer großen demokratischen Koalition auftreten werde, um autoritäre Regime zurückzudrängen. Dennoch stufte sie ihn nicht als Autokraten ein. „Trump hat kein instinktives Verständnis für Liberalität und Demokratie“, sagte sie. „Er hat eine Vorliebe für illiberale Führer, doch ihn als Autokraten zu bezeichnen, wäre ungenau.“ Für Trump stehe vor allem sein persönliches Macht- und Finanzinteresse im Vordergrund.
Anne Applebaum kommt aus einem jüdischen Elternhaus in den USA und besitzt zusätzlich zur US-amerikanischen auch die polnische Staatsbürgerschaft. Ihre kontroverse Sichtweise wird durch ihre persönliche Geschichte und ihre Ehe mit dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski untermauert. Die Historikerin und Journalistin hat mehrere bedeutende Werke veröffentlicht, darunter „Der Gulag“ und „Der Eiserne Vorhang“, die sich mit den Themen Demokratie, Autokratie und den historischen Verwerfungen in Europa beschäftigen.
Die aktuelle Warnung von Applebaum hat das Potenzial, eine breite Diskussion über die zukünftige Rolle Europas in der Welt sowie über die geopolitischen Beziehungen zwischen Europa und den USA anzustoßen. Die Historikerin plädiert dafür, dass Europa sich nicht auf die Ungewissheit des künftigen amerikanischen politischen Kurses verlassen sollte, sondern eigene Strategien entwickelt, um seine Werte und Interessen zu wahren. Dies könnte in Zeiten der wachsenden globalen Spannungen und paralleler autokratischer Einflüsse von entscheidender Bedeutung sein. Für weiterführende Informationen zu diesem Thema bietet www.lippewelle.de eine ausführliche Berichterstattung.