Liv von Boetticher, eine Berliner Fernsehjournalistin, ist seit 2015 für RTL News tätig. Ihre jüngsten Recherchen sorgen für Aufsehen, da sie aufdeckte, wie afghanische Asylbewerber in Deutschland regelmäßig nach Afghanistan zurückreisen. Besonders brisant ist jedoch ihre Enthüllung, dass einige Afghanen auf TikTok offen ihre islamistische Ideologie zur Schau stellen. Diese Enthüllungen stammen aus Monaten der detallierten Recherche über die Aktivitäten dieser Individuen auf der Videoplattform TikTok, wo sie keinerlei Geheimnis aus ihrer radikalen Haltung machen.
Von Boetticher, die selbst längere Zeit in Afghanistan gelebt hat, wurde durch ihre Kontakte auf eine wachsende Präsenz radikaler Paschtunen in Deutschland aufmerksam. Diese Gruppe, meist in traditionellen Gewändern, zeigt auf TikTok stolz kampfbereite Gesten, wie das Hochhalten des Tauhid-Fingers – ein Zeichen, das oft von Anhängern extremistischer Gruppen verwendet wird. In den Videos tragen sie Militäruniformen, nutzen Symbole wie Säbel, Messer und Totenköpfe und unterlegen alles mit Geräuschen von Gewehrschüssen und Dschihad-Musik. Diese Darstellungen sind Teil einer größeren Parallelwelt, die, wie Liv von Boetticher in einem Artikel erklärt, den meisten Deutschen im Alltag verborgen bleibt.
Parallelwelten und Verbindungskreise
Die TikTok-Videos sind geprägt von aggressiven Posen und aufgeladenen Inhalten, die sich gegen den Westen richten. Den Inhalt dieser Videos beschreibt von Boetticher als eine Feier der Gewalt und des Hasses gegen Ungläubige, mit dem Ziel, den Islam in Europa zu verbreiten. Dies ist nicht nur ein Einzelphänomen, sondern ein systematisch organisiertes Netzwerk. Sie fand während ihrer Recherchen dokumentierte Fälle in Städten wie München, Frankfurt, Hamburg und Köln, was auf ein weitreichendes Netzwerk hinweist. Die Gruppendynamik dieser Netzwerke birgt ein enormes Mobilisierungspotential.
In einem Beispiel aus München berichteten Polizisten von einer Zunahme von Gewalt- und Messerangriffen, was die Polizei dazu veranlasste, Maßnahmen wie verstärkte Videoüberwachung zu ergreifen. Diese jungen Männer präsentieren sich auf Social Media oft bewaffnet und mit klaren Drohungen, wie dem „Köpfe abzuschneiden“. Dies sind keine leeren Worte, sondern konkrete Darstellungen, die auf eine erhebliche Gefahr hinweisen.
Vielfältige Motivationen und Herausforderungen
Ein aufschlussreiches Element ihrer Recherche ist die Frage nach den Motivationen dieser jungen Männer. Häufig handelt es sich um wirtschaftliche Gründe, die sie nach Deutschland führten, und nicht um Furcht vor Verfolgung durch die Taliban. Viele von ihnen sind Analphabeten und können weder Deutschkurse besuchen noch offizielle Briefe lesen. Dieser Umstand erschwert ihre Integration enorm.
Von Boetticher betont, dass die deutsche Politik neue Gesetze brauche, um auf diese Bedrohungen im digitalen und öffentlichen Raum vorbereitet zu sein. Die betroffenen Accounts auf TikTok sollten regelmäßig von Sicherheitsbehörden überwacht werden. Allerdings ist der deutsche Sicherheitsapparat sich laut von Boetticher der Problematik durchaus bewusst, die Frage liegt eher in der politischen Handlungsfähigkeit und den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Im Gespräch mit jungen Afghanen in München wurde von Boetticher deutlich, dass diese sich oft mit dem Taliban-Regime identifizieren und die Scharia als besser verständliches Rechtssystem betrachten. Diese Sichtweisen werfen Fragen über die Klassifizierung Afghanistans als sicheres Herkunftsland auf. Viele Afghanen, so erklärt von Boetticher, begrüßen die Taliban und deren derzeitige Stabilität in Afghanistan.
Die SPD und die Grünen stehen dem jedoch skeptisch gegenüber und lehnen eine solche Einstufung ab. Von Boetticher zufolge ist es wichtig, die Realität des Landes zu sehen, auch wenn sie oft nicht in das westliche Weltbild passt. Die jüngsten Entwicklungen und Erkenntnisse zeigen, dass eine differenzierte Debatte notwendig ist, um sowohl die Sicherheit in Deutschland als auch die humanitären Aspekte im Umgang mit Flüchtlingen aus Konfliktgebieten zu gewährleisten.