Hamburg steht erneut im Zentrum einer aufsehenerregenden Debatte wegen eines elfjährigen Jungen aus Marokko, dessen Aufenthaltsort derzeit unbekannt ist. Der Junge, der 2023 als unbegleiteter Flüchtling nach Hamburg kam, wurde schnell Mitglied einer Jugendbande und ist seither in zahlreiche Straftaten verwickelt.
Schon mehrmals gelang es dem Jungen, der eigentlich in einer geschlossenen Einrichtung in einem anderen Bundesland hätte untergebracht werden sollen, aus der Obhut der Behörden zu entkommen. Ein Sprecher des Gerichts bestätigte vor zwei Wochen, dass es in Hamburg keine adäquaten geschlossenen Einrichtungen für Kinder gibt, was zu einer verzweifelten Suche nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten führte.
Unterschiedliche Einrichtungen und erneute Flucht
Der Junge war zuletzt in der Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) untergebracht, von wo aus er zum Kinder- und Jugendnotdienst in der Feuerbergstraße überstellt werden sollte. Dieser Plan misslang, denn der Junge entkam erneut und bleibt seither verschwunden. In der Vergangenheit ist er schon mehr als 100 Mal aus dieser Einrichtung geflohen und hat in diesem Zeitraum rund 70 Diebstähle begangen.
Eine besondere Herausforderung für die Behörden stellt das Alter des Jungen dar, da er mit elf Jahren noch nicht strafmündig ist. Ein Ermittler sagte der WELT im Juli, dass der Junge in manchen Nächten drei- bis viermal aufgegriffen wurde, oft in Begleitung älterer, strafmündiger Jugendlicher. Der Junge führte die Einbrüche durch, während die Älteren Schmiere standen. Da er nicht strafmündig ist, können die Polizei und die Justiz wenig gegen ihn unternehmen.
Kritik an den behördlichen Maßnahmen
Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Thomas Jungfer, äußerte sich kritisch über das Vorgehen der Behörden. „Es handelt sich um ein gesamtbehördliches Versagen“, so Jungfer. „Und leider muss die Polizei die Situation nun ausbaden.“ Er betonte damit die strukturellen Probleme und die Unzulänglichkeiten im Umgang mit hoch problematischen Minderjährigen.
Es gibt in Hamburg keine geschlossenen Einrichtungen, in denen gefährdete oder gefährliche Minderjährige untergebracht werden können. In dringenden Fällen müssen daher Plätze in Einrichtungen anderer Bundesländer gefunden werden. Dies war auch im Fall dieses Jungen geschehen. Doch warum er wieder in Hamburg auftauchte und wo er sich derzeit befindet, bleibt ein Rätsel.
Die Situation führt zu einer hitzigen Diskussion über die Notwendigkeit geeigneter Einrichtungen und Maßnahmen zum Schutz und zur Rehabilitation junger Straftäter. Immer wieder wird die Frage gestellt, wie man verhindern kann, dass solche Kinder durch die Maschen des derzeitigen Systems fallen.
– NAG