Die Entwicklungen rund um die Drohnenflüge über dem Industriepark in Brunsbüttel haben eine Welle von Reaktionen ausgelöst und die zuständigen Behörden in Schleswig-Holstein in Alarmbereitschaft versetzt. Beginnend mit den ersten Sichtungen Anfang August, die von der Staatsanwaltschaft Flensburg und der Polizei ernst genommen wurden, fordert die Landesregierung nun eine engere Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern. Dies wurde von Innenstaatssekretärin Magdalena Finke (CDU) bekräftigt, die betont, dass eine umfassende Sicherheitsstrategie notwendig sei.
Die Sichtungen, die in den letzten Wochen über dem ChemCoast Park stattfanden, sind nach Einschätzung der Fachleute als besonders besorgniserregend zu werten. Finke räumt ein, dass die Intensität dieser Vorfälle in Schleswig-Holstein „in dieser Form bislang erstmalig aufgetreten“ sei. Unterstützung erhielt man durch das Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum in Nordrhein-Westfalen, das sein technisches Know-how zur Radarauswertung zur Verfügung stellte. Dies unterstreicht die beunruhigende Natur der Vorfälle, zumal ähnliche Sichtungen auch in Niedersachsen gemeldet wurden.
Ermittlungen und rechtliche Herausforderungen
Die Staatsanwaltschaft Flensburg hat Ermittlungen eingeleitet, da ein Verdacht auf eine mutmaßliche Spionagetätigkeit besteht. Oberstaatsanwältin Dr. Stephanie Gropp stellte klar, dass es Hinweise gibt, wonach nicht alle beobachteten Drohnen aus privatem Besitz stammen. Dies lässt auf eine potenzielle militärische Verbindung schließen, was im Kontext des Verfassungsschutzberichts von 2023, der vor russischen Spionage-Aktivitäten warnte, besorgniserregend ist. Allerdings betont Gropp, dass die gesetzlich notwendigen Hürden zur Feststellung eines Sabotageaktes sehr hoch seien; es bedarf konkreter Beweise für Auftraggeber, Motive und Täter.
Trotz der bedrohlichen Lage sind nicht alle Sichtungen von Drohnen als gefährlich einzustufen. Finke erklärte, dass es zahlreiche Verwechslungen gegeben habe, bei denen es sich beispielsweise um Flugzeuge oder Satelliten handelte. Diese Verwirrung kann besonders in der Nacht zu Fehlinterpretationen führen. Diese Umstände verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die Ermittler stehen, wenn es darum geht, gefährliche Drohnenflüge von harmlosen Luftfahrzeugen zu unterscheiden.
Die Reaktion der Landesregierung
Angesichts der Situation hat Schleswig-Holstein die Gespräche zu einem möglichen Ausbau der bestehenden Flugverbotszonen in Brunsbüttel angestoßen, sofern die Betreiber zustimmen. Die Landesregierung erkennt an, dass es dringend notwendig ist, kritische Infrastrukturen wie den Industriepark besser zu schützen. Die Gespräche mit den Werkleitern stehen im Vordergrund, und Umweltstaatssekretär Joschka Knuth (Grüne) zeigt sich optimistisch hinsichtlich der Möglichkeiten zur Verstärkung des Schutzes.
Dennoch hat die FDP in der Vergangenheit bereits darauf hingewiesen, dass Schleswig-Holstein beim Thema Drohnenabwehr umfangreichere Maßnahmen ergreifen müsse. Der Abgeordnete Bernd Buchholz machte deutlich, dass die Landespolizei damals nicht über die erforderliche Ausrüstung verfügte, um Drohnen abzuwehren. Inzwischen hat die Landesregierung jedoch zumindest einige Mittel beschafft und ist bestrebt, diese in der Zukunft auszubauen.
Die verpflichtende Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern wird als entscheidend erachtet, um die Technologie zur Überwachung und Abwehr von Drohnen im gesamten Bundesgebiet zu bündeln. Finke hebt hervor, dass die drohende hybride Bedrohung diese länderübergreifende Einheit erforderlich macht. Der Fokus richtet sich auf moderate, präventive Maßnahmen, um sicherzustellen, dass solche Vorfälle nicht erneut vorkommen.
– NAG