In Deutschland wird derzeit hitzig über die künftige Asyl- und Migrationspolitik diskutiert. Diese Debatte hat an Intensität gewonnen, nachdem ein tragischer Vorfall das öffentliche Bewusstsein geschärft hat: Am 23. August starben bei einem Festival in Solingen drei Menschen, und der Hauptverdächtige ist ein syrischer Asylbewerber. Doch nicht nur dieser Vorfall sorgt für Schlagzeilen. Auch die enttäuschenden Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am 1. September verstärken die Sorgen über das Thema Migration. Besonders die rechtspopulistische Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) sowie die migrationskritische „Allianz Sahra Wagenknecht“ haben in diesen Wahlen viele Stimmen gewonnen.
Die Koalitionsparteien, bestehend aus der SPD, den Grünen und der FDP, stehen angesichts ihrer schlechten Wahlresultate unter Druck. Konservative Opposition, insbesondere die CDU und CSU, beanspruchen zunehmend Einfluss und fordern von Bundeskanzler Olaf Scholz eine klare Antwort auf die drängenden Fragen der Migrationspolitik.
Der Ruf nach temporären Grenzkontrollen
Im Rahmen dieser Diskussion hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD vorübergehende Kontrollen an allen deutschen Grenzen angeordnet. Diese Maßnahmen werden bereits an den Grenzen zu Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz praktiziert. Bislang wurde im Jahr 2023 bereits 28 Prozent der Menschen, die an der Grenze Asyl beantragen wollten, abgewiesen. Dies wirft die Frage auf, ob Deutschland zu viele Asylsuchende akzeptiert und ob möglicherweise gewalttätige Straftäter und Extremisten unter diesen sind.
Tareq Alaows, ein Experte für Flüchtlinge von der Organisation Pro Asyl, kritisiert die hysterische Debatte über Asylrechte. Gravierend sei, dass der Fokus auf dem Abriss von Rechten für Flüchtlinge liege, anstatt auf der Unterstützung von Integrationsprojekten und der Bekämpfung von Extremismus. „Wir müssen viel mehr für die Integration der Asylbewerber tun, anstatt gesetzliche Hürden zu erhöhen“, fordert er.
Politische Stellungnahmen und gesetzliche Grundlagen
Die CDU und CSU verlangen eine noch restriktivere Kontrolle an den Grenzen, mit dem Ziel, die Einreise für mehr Personen zu unterbinden. Alaows hebt hervor, dass während temporäre Grenzkontrollen legal sind, das pauschale Verweigern von Einreisen gegen das EU-Recht verstößt, gemäß dem jede Asylanfrage an der Grenze geprüft werden muss. Derzeit wird dieser rechtliche Rahmen von vielen Politikern ignoriert, die stattdessen populistische Maßnahmen fordern.
Der „Rat für Migration“, bestehend aus etwa 100 Organisationen, unterstreicht, dass die aktuelle Diskussion über Rückweisungen an den Grenzen eine gefährliche Entwicklung in der Migrationspolitik darstellt. Die geltenden Gesetze garantieren, dass jeder, der an die Grenze kommt und Asyl beantragt, das Recht auf Prüfung seines Antrags hat. Eine Rückweisung wäre somit rechtlich problematisch.
Österreich hat bereits signalisiert, dass es keine von Deutschland abgewiesenen Flüchtlinge aufnehmen möchte, und der polnische Premierminister Donald Tusk bezeichnete Deutschlands Pläne als „vollkommen inakzeptabel“. Innenministerin Faeser deutet an, dass künftig geprüft wird, ob Asylbewerber in anderen EU-Ländern registriert sind, bevor ihnen die Einreise nach Deutschland gestattet wird.
Die Forderung nach einer Begrenzung der Asylzahlungen auf unter 100.000 Anträge pro Jahr wird unterdessen von der CSU lautstark artikuliert. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sieht Deutschland in einer kritischen Lage, die nicht nur auf die Zahlen beschränkt ist, sondern auch kulturelle Dimensionen tangiert. Er gibt zu bedenken, dass viele Deutsche sich in ihren eigenen Städten nicht mehr zu Hause fühlen.
Anhand dieser Entwicklungen wird deutlich, dass die debattierten Themen für die Zukunft der Migrationspolitik in Deutschland von großer Bedeutung sind. Die Verhandlungen in den politischen Gremien werden entscheidend darauf Einfluss haben, wie sich Deutschland als Einwanderungsland in den kommenden Jahren präsentieren wird.