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Die Generation 50+: Aufbruch ins Jetzt und Emanzipation vom Altsein

Die Studie des Rheingold-Instituts zeigt, dass die Generation der 50- bis 70-Jährigen in Deutschland, oft als „Boomer“ verspottet, sich in einer Phase des Aufbruchs und der Selbstverwirklichung befindet, in der vor allem Frauen auf Unabhängigkeit und neue Lebensansätze setzen, während Männer eher den Status quo wahren möchten, was die gesellschaftliche Wahrnehmung des Alterns grundlegend verändert.

Die Generation der Babyboomer, jene spezifische Altersgruppe der aktuell zwischen 50 und 70-Jährigen, wird oft von Jüngeren als die „Boomer“ verspottet. Total ungerecht, wenn man sieht, wie dynamisch und selbstbewusst diese Generation auf das Leben blickt! Es ist an der Zeit, ihre Perspektiven genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine neue Studie des Rheingold-Instituts in Köln hat interessante Einblicke in die Lebensgefühle dieser Generation gegeben, die vor sechs Jahrzehnten den stärksten Geburtsjahrgang in der Nachkriegsgeschichte erlebte.

Durchgeführt im Auftrag der Witt-Textilgruppe, beinhaltet die Untersuchung 65 tiefenpsychologische Interviews, gepaart mit einer repräsentativen Umfrage. Die Ergebnisse zeigen überraschende Ansätze und Einstellungen. Diese Generation, oft als das „Altsein“ stigmatisiert, klagt eher über die Unfähigkeit, ihre Lebensfreude zum Ausdruck zu bringen. Statt großer Lebenskrisen sehen viele die Phase des Älterwerdens als Chance. Ein neues Lebensgefühl, das von Selbstverwirklichung und dem Streben nach individuellen Bedürfnissen geprägt ist, wird deutlich. Die Forscher beschreiben die 50-Plus-Generation als eine „Jetzt ich!“-Generation, die viel mehr auf ihre eigenen Wünsche achtet.

Emanzipation vom Altsein

Als wichtige Erkenntnis der Studie ist das Selbstverständnis der Befragten zu betonen: Viele empfinden, dass der Altersbegriff meist weit über ihrem aktuellen Lebensalter liegt. Während Frauen sich „alt“ erst ab 72,4 Jahren fühlen, liegt die Grenze für Männer bei 68,6 Jahren. Der Verlust von Autonomie und körperlichen Einschränkungen gilt für drei Viertel der Befragten als Kennzeichen des Altseins. Die Rückeroberung des Lebens und das Streben nach Unabhängigkeit sind in dieser Lebensphase von zentraler Bedeutung.

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Ein weiterer Lichtblick der Studie ist der Wert von Freundschaft innerhalb dieser Generation: Durchschnittlich konnten die Teilnehmer acht Freunde benennen, von denen drei als enge Freunde gelten. Ein beeindruckendes 89 Prozent gaben an, sich auf ihre Freundschaften verlassen zu können. Das Beziehungsleben ist ebenfalls facettenreich; etwa 31 Prozent der Befragten leben als Singles, während zwei Drittel in stabilen Beziehungen sind – hierbei schaffen es die meisten, ihre Partnerschaft als erfüllend zu empfinden.

Doch die Kompromisslosigkeit dieser Generation zeigt sich auch im Beziehungsbereich: Unzufriedenheit in einer Beziehung führt nicht mehr zum Ausharren, sondern zu einem Umdenken. Die Aufgeschlossenheit für neue Beziehungsmodelle verbessert die Lebensqualität. Experten aus der Studie berichten darüber, dass diese Generation bereit ist, tradierte Vorstellungen zu hinterfragen und auch neue Wege zu gehen, ohne sich akribisch auf bestimmte Lebensmodelle festzulegen.

Die bemerkenswerten Einsichten aus den Interviews zeigen auch den Wunsch nach Selbstverwirklichung. Anders als viele ihrer Altersgenossen der vorherigen Generationen, suchen die Babyboomer aktiv nach neuen Herausforderungen und Möglichkeiten. Ein 67-jähriger Befragter plant beispielsweise, ein Comedy-Programm aufzuführen, während eine 55-jährige Frau mit dem Gedanken spielt, als Großmutter-Aupair ins Ausland zu gehen. Diese Vielfalt an Ideen demonstriert, wie flexibel und anpassungsfähig sie geblieben sind.

Die Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit, wie der Klimawandel und die wirtschaftlichen Turbulenzen, scheinen indes oft verdrängt zu werden. Rheingold-Gründer Stephan Grünewald beschreibt diesen Trend als Zeichen des Zeitgeistes. Die Generation 50 plus lebt in einer Art „Nachspielzeit“, in der das Streben nach individueller Freude und Teilhabe im Vordergrund steht.

Insgesamt ist die Studie eine willkommene Ermutigung, jenseits klassischer Klischees über das Alter nachzudenken. Sie lässt erkennen, dass die Babyboomer bereit sind, die Zügel ihres Lebens in die Hand zu nehmen und sich aktiv mit ihrer eigenen Lebensrealität auseinanderzusetzen. Gerade diese Generation zeigt, dass das Alter nicht das Ende von Lebensfreude und – mit dem richtigen Ansatz – nicht einmal das Ende von Neuanfängen ist.

– NAG

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