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Der umstrittene Bürgermeister: Franz Laumen und seine dunkle Vergangenheit

Eine neue Aufarbeitung enthüllt, wie der einst unbeliebte Bürgermeister Franz Laumen in Gangelt (1924-1933) aktiv den Aufstieg der NSDAP unterstützte und damit entscheidend zur Stabilisierung des Nationalsozialismus im Aachener Umland beitrug – ein dunkles Kapitel der lokalen Geschichte, das bis heute nachwirkt!

In der kleinen Gemeinde Gangelt gibt es aktuell einige Diskussionen um das Erbe von Franz Laumen, einem ehemaligen Bürgermeister, der von 1924 bis 1933 im Amt war. Laumen war eine umstrittene Figur; er galt nicht nur als strenger Hüter von Recht und Ordnung, sondern war auch Mitglied der NSDAP und spielte eine zentrale Rolle bei der Etablierung der Nationalsozialisten in der Region. Der Historiker Sascha Ohlenforst hat das Leben Laumens intensiv untersucht und dabei dessen Einfluss auf die politische Landschaft im Aachener Umland während der frühen 1930er-Jahre beleuchtet.

Ohlenforsts Recherche zeigt, dass Laumen nicht nur als Bürgermeister aktiv war, sondern auch als NSDAP-Kreisleiter und Landrat fungierte. Sein Übertritt zur NSDAP geschah unmittelbar nach der Aufhebung eines Parteiverbotes im Jahr 1932. In einem katholischen Umfeld, in dem die NSDAP Schwierigkeiten hatte, Fuß zu fassen, nahm Laumen eine Sonderstellung ein. Er war einer der wenigen bürgerlichen Repräsentanten der Partei in dieser Region.

Politische Umwälzungen und Laumens Rolle

Franz Laumen war zwischen 1932 und 1934 maßgeblich an der Stabilisierung der nationalsozialistischen Herrschaft beteiligt. Er war ein aktiver Propagandist der NSDAP und wurde als wichtiger Akteur für die Partei in der Region wahrgenommen. In seiner Funktion als Kreisleiter versuchte Laumen, breitere Wählerschichten anzusprechen, um den Einfluss der NSDAP in einem politisch gespaltenen Umfeld zu erweitern. „Laumen erfüllte zwischen 1932 und 1934 eine wichtige Funktion für den Aufstieg und die Herrschaftsstabilisierung des Nationalsozialismus im Aachener Umland“, erläutert Ohlenforst in seinem Aufsatz.

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Laumens Politikkonzept war stark von der Idee der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ geprägt – einem Konstrukt, das sowohl moderne als auch antimoderne Elemente vereinte. Er war überzeugt, dass die NSDAP der Schlüssel zur Verwirklichung seiner politischen Vorstellungen war, nachdem er von seiner Zentrumspartei im Kreistag nicht die nötige Unterstützung erhalten hatte.

Die Verhältnisse in Gangelt waren dabei nicht einfach. Laumen hatte Konflikte mit den ortsansässigen Kleinbauern, die sich von seinen städtisch geprägten Ansichten nicht repräsentiert fühlten. Dies führte sogar zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, wie einer Prügelei in der Silvesternacht 1926. Trotz aller Schwierigkeiten und der Unbeliebtheit war Laumen im Oktober 1933 zum Ehrenbürger von Gangelt ernannt worden und rief die Gemeinde auf, im Sinne Adolf Hitlers zu arbeiten.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist Laumens ambivalentes Verhältnis zu den nationalsozialistischen Machthabern. Während ihn seine autoritäre Haltung und seine Ambitionen voranbrachten, führten letztlich persönliche und politische Differenzen zu seinem Rücktritt und Ausschluss aus der NSDAP im August 1944. Ohlenforst spekuliert darüber, ob Laumen möglicherweise versuchte, sich nach dem Krieg als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime darzustellen. „Man kann wohl eher von einem partiellen Widerstand gegen die Verfolgung von Katholiken sprechen, aber nicht davon, dass er mit den Nationalsozialisten an sich gebrochen hatte“, fasst er seine Erkenntnisse zusammen.

Die umfassenden Auswirkungen von Laumens Politik zeigen sich vor allem in den Infrastrukturanpassungen, die er in Gangelt und der umliegenden Region vorantrieb. Er brachte einige nachhaltige Entwicklungen in der Gemeinde mit sich, wie das Freibad und das Sport- und Erholungsgelände, die heute noch von den Anwohnern geschätzt werden. Allerdings waren viele seiner Projekte bei der ländlichen Bevölkerung unbeliebt, da diese oft das Gefühl hatte, dass ihre Bedürfnisse nicht in den Mittelpunkt gestellt wurden.

Die detailreiche Untersuchung von Ohlenforst über Franz Laumen und seine Rolle im aufstrebenden Nationalsozialismus wird in seinem neu veröffentlichten Aufsatz „Deutungskämpfe um die ‚Volksgemeinschaft‘“ dargelegt. Dies gibt nicht nur einen Einblick in einen umstrittenen Zeitraum der deutschen Geschichte, sondern beleuchtet auch die komplexen Verstrickungen und Ambivalenzen, die mit Laumens Person und seinem Wirken verbunden sind. Für weitere Informationen über dieses Thema, sehen Sie die aktuelle Berichterstattung auf www.aachener-zeitung.de.

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