Wenn jemand den Mut aufbringt, sich von kriminellen Strukturen seiner Familie zu lösen, erwartet man, dass dies in der sicheren Distanz geschieht. Doch für Latife Arab, eine der bekanntesten Clan-Aussteigerinnen in Deutschland, wurde diese Hoffnung auf Sicherheit jäh zerstört.
Mit ihrem Pseudonym machte sich Arab einen Namen, vor allem nachdem sie unter diesem alias ihr Buch „Ein Leben zählt nichts“ veröffentlichte. Der Bestseller enthüllt die dunklen Machenschaften ihrer eigenen Familie, einem berüchtigten Clan, der in Verbindung mit Menschenhandel, Drogengeschäften und anderen schweren Verbrechen steht. Diese Offenheit provozierte jedoch den Zorn ihrer Familie und führte zu einem brutalen Überfall Mitte September. Die junge Mutter wurde am 11. September von Mitgliedern ihrer Familie angegriffen, verprügelt und mit Benzin überschüttet – ein Angriff mit möglicherweise tödlichen Absichten.
Sicherheitsmaßnahmen und Schweigen der Behörden
Die Ereignisse an einem Berliner Krankenhaus Mitte September zogen viele Blicke auf sich. Polizeiwagen umstellten das Gebäude, und bewaffnete Beamte sicherten den Zugang. Der Anlass für dieses Aufgebot war die Behandlung der schwer verletzten Arab. Über die genauen Umstände des Vorfalls schweigen die Sicherheitsbehörden allerdings. Ermittlungen wegen versuchten Totschlags laufen – mehr Details jedoch, „können aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht gegeben werden“, so ein Polizeisprecher.
Auch Sebastian Büchner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, äußerte sich in ähnlicher Weise: „Ein Verfahren wegen des Angriffs auf eine Clan-Aussteigerin ist anhängig. Weitere Informationen können wegen der laufenden Ermittlungen nicht mitgeteilt werden.“ Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf m.bild.de.
Ein kompliziertes Verhältnis zur Polizei
Innerhalb der Polizei sorgt vor allem eines für Kopfschütteln: Latife Arab hat sich, nach Angaben von Ermittlern, eigenständig und ohne Absprache aus dem Krankenhaus entlassen und lehnt seitdem jeglichen Polizeischutz ab. Was genau hinter dieser Entscheidung steht, ist unklar. Diese angebliche Zusammenarbeitsschwäche erschwert die Ermittlung erheblich, da ihr Schutz und ihre Kooperation für den Fortgang des Verfahrens entscheidend wären.
Latife Arab bezahlte ihren mutigen Schritt aus dem Clan teuer. Schon bei sieben vorherigen Versuchen, den Machenschaften zu entfliehen, war sie gescheitert. Doch im Alter von 28 Jahren wagte sie es erneut, publik zu machen, was in den familiären Reihen als Hochverrat gilt. Dieser Mut droht nun, wie ein zweischneidiges Schwert zu werden, denn die alltägliche Bedrohung bleibt Teil ihres Lebens.
Der Fall Latife Arab wirft ein Schlaglicht auf die Gefahr, der Clan-Aussteigerinnen in Deutschland ausgesetzt sind. Trotz der Gefährdung und den gewalttätigen Übergriffen, die viele von ihnen erfahren, bleibt die öffentliche Unterstützung durch die Polizei oft minimal, solange keine Kooperation erfolgt. Die Ereignisse um Arab stehen symptomatisch für die schwierige Balance zwischen Offenheit und Sicherheit innerhalb dieser Familienstrukturen.
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