Berlin ist Schauplatz einer erschütternden Geschichte mutigen Widerstands, die das Bild einer Frau zeichnet, die sich gegen die traditionell patriarchale Welt ihres kriminellen Clans auflehnt. Die 43-jährige Latife Arab, eine bekannte Clan-Aussteigerin, bezahlt ihre Entscheidung für Freiheit mit großer Unsicherheit und dem ständigen Risiko von Gewalt. Gegenstand der internationalen Medienaufmerksamkeit und dennoch gezwungen, ihre wahre Identität zu schützen, leidet sie an den Konsequenzen, die ihre Enthüllungen mit sich bringen.
Im März veröffentlichte Latife Arab ihr Buch mit dem treffenden Titel "Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan". In ihrem Werk beschreibt sie detailliert das von Gewalt geprägte Leben, das sie 43 Jahre lang in einer kriminellen Clanstruktur aushalten musste. Diese erschreckenden Erinnerungen zeichnen ein Bild von Missbrauch und Extremismus, die eng mit der patriarchalen Unterdrückung verwoben sind.
Ein schweres Erbe der Vergangenheit
Der Ursprung ihrer Geschichte führt zurück in den Libanon, wo ihre Mutter während des Bürgerkriegs in den 70er-Jahren lebte, bevor sie mit ihrer Familie in die Türkei floh. Dort wurde sie im jungen Alter von 14 Jahren mit ihrem Cousin verheiratet. Später wanderte die Familie nach Deutschland aus, wo Latife in einer Welt aufwuchs, die von körperlicher und emotionaler Gewalt geprägt war.
Latife berichtet, wie ihre Familie den deutschen Sozialstaat ausnutzte: "Je mehr Kinder, desto mehr Geld," beschreibt sie den Missbrauch der Sozialleistungen. Die großen finanziellen Vorteile führten dazu, dass immer mehr Verwandte nach Deutschland kamen und in großzügig von der Stadt subventionierten Wohnungen lebten.
Eine grausame Jugend und der abscheuliche Alptraum der Zwangsverheiratung
Mit nur 18 Jahren wurde Latife zwangsverheiratet. Die Hochzeitsnacht beschreibt sie als alptraumhafte Erfahrung, eine grausame Vergewaltigung durch Angehörige. Der alltägliche Missbrauch durch ihren Ehemann war lediglich der brutale Beginn einer langen Kette von Gewalt. Drei Kinder brachte sie während dieser qualvollen Ehe zur Welt, bevor ihr mit 28 Jahren die Flucht aus dieser Hölle gelang.
Aber auch nach ihrer mutigen Flucht ist sie vor ihrer Familie nicht sicher. Mehrfach muss sie in diversen Frauenhäusern Zuflucht suchen, doch die Bedrohung bleibt stets präsent. Selbst im vermeintlich sicheren Versteck wird sie stets von ihrer Vergangenheit eingeholt.
Der Gedanke einer familienähnlichen Struktur, die oftmals die Kontrolle über das Leben von Frauen übernimmt und sie in ein extrem engmaschiges Netz von Regeln und Bräuchen einspannt, vergleicht Latife mit einer Sekte. Für sie bedeutete Freiheit schließlich die Möglichkeit, selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können.
In einem Interview schildert Latife, wie ihre Familie sie als Verräterin betrachtet. Die tiefen psychischen Wunden, verursacht durch die familiäre Verachtung und Gewalt, verdrängt sie weitgehend. Dennoch hinterlassen körperliche Schmerzen und die Spätfolgen der brutalen Schläge bleibende Spuren in ihrem Leben.
Diese offenherzigen Schilderungen werfen ein schlaglichtartiges Bild auf eine gesellschaftliche Problematik, die für Betroffene lebensgefährlich sein kann, so berichtet m.bild.de.
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