Im malerischen Bornhagen, einem kleinen Dorf im Eichsfeld, hat sich der politische Puls der AfD geschlagen. Der Wohnsitz von Björn Höcke, einem der umstrittensten und berüchtigsten Vertreter der deutschen Rechten, ist hier angesiedelt. Inmitten von idyllischen Fachwerkhäusern, wo Gudrun Knedlik ihre Beete am Ortseingang gießt, entsteht ein Bild der Integration. „Die Höckes sind vollintegriert im Ort“, sagt sie, während sie betont, dass die Gespräche meist nicht die Politik betreffen. Solche Eindrücke wirft man nur allzu schnell beiseite, denn Höcke ist in politischen Kreisen als Hassprediger bekannt.
Höcke selbst war für eine Diskussionsrunde abgesehen worden, was seinen Co-Sprecher der AfD Thüringen, Stefan Möller, ins Rampenlicht rückte. In einem Land, in dem politische Kontroversen immer lauter werden, kann die Abwesenheit Höckes als ein kleines, aber signifikantes Zeichen gewertet werden, während seine Partei weiterhin im Einstieg in den Bundestag um Stimmen wirbt.
Reise durch Thüringen und Sachsen
Die Reise führt weiter in die Doppelkorn-Stadt Nordhausen, ein Ort geprägt von postindustrieller Architektur. Hier ist die Suche nach der originalen Thüringer Rostbratwurst von zentraler Bedeutung, während lokale Imbisse alles mögliche anbieten – nur keine Heimatwurst. Franziska Gerlach, die Inhaberin einer Fleischerei, macht Werbung für die ihrer Meinung nach beste Bratwurst im Bratwurstland.
Die Route führt auch nach Bautzen, einer Stadt, die sich als politischer Brennpunkt zeigt. Hier, am Kornmarkt, haben sich 3000 Sachsen versammelt, um die Führungsspitze der AfD zu empfangen. Tino Chrupalla und Alice Weidel sind in der Stadt, um den Wählern ihre Botschaften zu verkünden. Die Stimmung ist angespannt, wie Christof Sch. (48) anmerkt. „Es ist sehr gespalten hier, aber die Menschen verlangen nach Veränderungen,“ fügt er hinzu. Die Tatsache, dass die AfD bei der Europawahl 39,1 Prozent der Stimmen und bei der U18-Wahl in Bautzen sogar 57,1 Prozent erhalten hat, verdeutlicht die massive Unterstützung, die die Partei in der Region genießt.
Die Rhetorik der AfD
Im Zentrum des Wahlspektakels steht Alice Weidel, die auf dem Kornmarkt Begeisterungsstürme auslöst, als sie über Themen spricht, die von ihrer Wählerschaft als kontrovers wahrgenommen werden. Die Rufe nach „Mathe und weniger Migration“ hallen durch die Menge. Doch hinter den Kulissen wird ein anderes Bild sichtbar: Weidel ist mit den Sicherheitsvorkehrungen unzufrieden und zeigt dies offen. Ihre Wut entfaltet sich, und man erhält einen Einblick in die inneren Spannungen innerhalb der AfD, auch wenn sie sich politisch wieder vereinen müssen.
Die Reise durch Thüringen und Sachsen ist also nicht nur eine Erkundung des ländlichen Lebens, sondern auch eine tiefgehende Untersuchung der politischen Stimmungen und der Dynamiken, die die AfD in diesen Regionen antreiben. Die Mischung aus akzeptablen Umgebungen, wie in Bornhagen, und der offen zur Schau gestellten politischen Rivalität in Bautzen wirft Schatten auf die sozialen Strukturen. Die Gegenüberstellung der politischen Wahrnehmungen und der Realität vor Ort ist essenziell für das Verständnis der rasant wechselhaften deutschen politischen Landschaft.
– NAG