Bergneustadt steht vor einer bedeutenden Neuausrichtung in der medizinischen Versorgung. Der ursprünglich von der SPD eingebbrachte Vorschlag zur Gründung eines eigenen kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) wird nun anscheinend nicht weiter verfolgt. Stattdessen wird die Kooperation mit dem MVZ Oberberg favorisiert, was eine grundlegende Veränderung in den Planungen zur Gesundheitsversorgung in der Region darstellt.
Die bevorstehenden Änderungen wurden in der letzten Sitzung des Sozialausschusses eingehend behandelt. Der Gesundheitsdezernent des Oberbergischen Kreises, Ralf Schmallenbach, und Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikum Oberberg, berichteten über die aktuelle Lage im Mittelbereich Gummersbach, der Bergneustadt und deren Nachbargemeinden umfasst. Angesichts der plädierten Vorzüge eines zentralisierten MVZ wurde der Fokus auf eine gemeinsame Lösung gelegt, anstatt isolierte Ansätze für jede Kommune zu verfolgen.
Die Vorteile des MVZ-Ansatzes
Schmallenbach äußerte die Überzeugung, dass die Schaffung eines MVZ mit 13 Standorten im Oberbergischen Kreis dazu beitragen würde, Synergien zu nutzen und die medizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern. Laut den aktuellen Planungen soll die Bewerbung des Kreises zur Bildung einer Gesundheitsregion in Nordrhein-Westfalen bis zum 13. Oktober eingereicht werden. Trotz der politischen Herausforderungen bei dieser Bewerbung zeigt sich der Gesundheitsdezernent optimistisch: „Wir sind wild entschlossen, eine gute Bewerbung abzugeben.“
Die Region sieht sich derzeit mit einem Mangel an Fachärzten konfrontiert – 19 Vollzeitärzte fehlen allein im Mittelbereich Gummersbach. Dies führt zu einer signifikanten Überlastung der Notaufnahmen, was die Notwendigkeit drängt, die hausärztliche Versorgung zu stärken. Klein betont die Bedeutung der hausärztlichen Anlaufstelle, die als zentraler Baustein für die Patientenversorgung fungiert. „Das Klinikum Oberberg hat ein vitales Interesse, den Druck von den Notaufnahmen zu nehmen“, fügte er hinzu.
Ein MVZ hätte auch den Vorteil, dass die angestellten Ärzte von administrativen Aufgaben befreit wären und sich ganz auf die Patienten konzentrieren könnten. Die Verwaltung und Organisation würde zentralisiert, was die Effizienz steigern würde. Bürgermeister Matthias Thul berichtete, dass es bereits Gespräche mit Ärzten gegeben hat, die interessiert sind, im Rahmen eines MVZ in Bergneustadt tätig zu werden.
Ein weiterer Pluspunkt, den die Stadt erwartet, ist die mögliche Selbsttragfähigkeit des MVZ nach einer anfänglichen Unterstützung. Die langjährige Erfahrung der MVZ Oberberg GmbH könnte dazu beitragen, dass Bergneustadt eines der ersten MVZ im Kreis erhält, welches auf hausärztliche Versorgung fokussiert ist. Klein zeigt sich positiv gestimmt, dass die Attraktivität der Region auch Ärzte anziehen könnte.
Nun liegt die Verantwortung bei der Bergneustädter Politik. Schmallenbach fordert, konkrete Pläne zu entwickeln, wie ein MVZ in der Stadt umgesetzt werden kann und welche finanziellen Rahmenbedingungen hierfür nötig sind. Es bleibt abzuwarten, inwiefern der Stadtrat dieser Aufforderung nachkommt und ob die Umsetzung tatsächlich gelingen kann. Mehr dazu findet sich in einem ausführlichen Bericht auf www.oberberg-aktuell.de.