Am kommenden Mittwoch werden die Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden einen besonderen Gast aus München empfangen: Markus Söder, der Ministerpräsident Bayerns, wird im Rahmen eines Festakts die Tiere besuchen. Der Anlass für seinen Besuch ist die erneute Auswilderung von zwei jungen Bartgeiern. Seit 2021 haben der bayerische Naturschutzverband LBV und der Nationalpark bereits viermal erfolgreich Jungvögel in die freie Natur entlassen. In diesem Jahr stammen die Neuzugänge aus Österreich und Finnland.
Nach einer feierlichen Zeremonie mit Söder wird das Projektteam die noch flugunfähigen Bartgeier in eine abgelegene Felsenhöhle im Klausbachtal bringen. Dort haben bereits ihre Artgenossen in den vergangenen Jahren ihre ersten Flugversuche unternommen und bevölkern nun den Alpenraum. Die ersten ausgewilderten Bartgeier, Bavaria und Wally, kamen 2021 aus Spanien, gefolgt von Dagmar und Recka. Letztere, die Schwester von Wally, überlebte jedoch nicht und wurde tragischerweise von einem herabfallenden Stein getroffen. Die neuesten Mitglieder der Population, Sisi und Nepomuk, wurden 2023 aus Österreich hinzugefügt.
Das Auswilderungsprojekt erstreckt sich voraussichtlich über einen Zeitraum von zehn Jahren und zielt darauf ab, die zentraleuropäische Population der Bartgeier zu stärken. Der Bartgeierexperte des LBV, Toni Wegscheider, betont das langfristige Ziel, die Tiere so weit zu bringen, dass sie selbstständig brüten können. Dieses Bemühen spiegelt sich auch in anderen Auswilderungsprojekten wider, die in den Alpen stattfinden und darauf abzielen, die Bartgeierpopulation zu erhalten.
Die Bartgeier gehören zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt und haben eine imposante Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern. In Deutschland waren sie vor über einem Jahrhundert ausgerottet worden, nachdem der letzte Vogel 1879 in der Nähe des Hintersees bei Ramsau abgeschossen wurde. Früher wurden die majestätischen Vögel fälschlicherweise als gefährlich angesehen, da man annahm, dass sie Nutztiere wie Lämmer attackieren würden. In Wahrheit sind Bartgeier jedoch harmlos für Mensch und Tier, da sie sich ausschließlich von Aas ernähren.
