Taiwan leidet unter politischem Stillstand: Massenrückruf pro-chinesischer Abgeordneter
Taiwan steht vor einem massiven politischen Umbruch: Eine Rückrufwahl könnte die pro-chinesischen Abgeordneten entmachten und den Weg für die regierende DPP ebnen. Welche Folgen hat das für die Beziehungen zu China und den USA?

Taiwan leidet unter politischem Stillstand: Massenrückruf pro-chinesischer Abgeordneter
In Taiwan ist der Wahlkampf in vollem Gange, doch anstelle regulärer Wahlen steht ein außergewöhnliches politisches Ereignis auf der Agenda: eine Abberufungswahl. Dieser Prozess zielt darauf ab, 24 Abgeordnete der oppositionellen Kuomintang (KMT) abzusetzen, was ungefähr 20 Prozent des taiwanesischen Parlaments ausmacht. Diese Wahl könnte die politische Landschaft Taiwans entscheidend verändern und der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) ermöglichen, die Kontrolle über die Legislative zurückzugewinnen.
Was ist die Abberufungswahl?
Gemäß der taiwanesischen Verfassung können Abgeordnete nach ihrem ersten Jahr im Amt durch ein Abberufungsreferendum abgewählt werden, wenn mindestens 10 Prozent der wahlberechtigten Bürger in ihrem Wahlkreis eine Petition unterzeichnen. Dies ist ein gängiger Prozess in Taiwan, jedoch ist die aktuelle Anzahl an Abberufungen rekordverdächtig.
Die Unterstützer dieser Bewegung präsentieren sie als „antikommunistisch“ und versuchen, die als „pro-chinesisch“ wahrgenommenen KMT-Abgeordneten, die sie als Kollaborateure der Kommunistischen Partei Chinas ansehen, abzusetzen. Diese Art der Rhetorik zielt darauf ab, die nationale Sicherheit und demokratische Institutionen zu schützen, die sie der Behinderung von Präsident Lais Agenda und der Unterbindung von Verteidigungsausgaben beschuldigen.
Die politischen Konsequenzen
Die Abberufungswahl könnte entscheidende Auswirkungen auf die taiwanesische Innenpolitik und die Beziehung zu China haben. Die DPP sieht Taiwan als unabhängig von China und hat in den letzten Jahren, insbesondere unter jungen Wählern, an Unterstützung gewonnen. Im Gegensatz dazu befürwortet die KMT engere Beziehungen zu Peking und betrachtet Taiwan als Teil eines „einzigen Chinas“.
Der Ausgang dieser Wahl wird darüber entscheiden, ob Präsident Lai und die DPP die nötigen Maßnahmen ergreifen können, um die Unterstützung der USA zu festigen oder ob Lai als „lame duck“ gelten wird, der keine wesentlichen politischen Veränderungen durchsetzen kann.
Beziehungen zu den USA und China
Chinas Militarisierung und der wirtschaftliche Druck auf Taiwan haben in den letzten Jahren zugenommen. Der Zeitpunkt der Abberufungswahl fällt zusammen mit den Bemühungen Taiwans, seine Verteidigungsfähigkeiten gegenüber einer zunehmend aggressiven chinesischen Außenpolitik zu stärken. Die USA und andere westliche Länder äußern zunehmende Besorgnis über eine mögliche militärische Aggression Chinas.
Der Ausgang der Wahl könnte auch Lai’s Stellung gegenüber der US-Regierung erheblich beeinflussen, insbesondere im Vorfeld eines geplanten Besuchs in den USA. Sollte die DPP bei dieser Wahl scheitern, könnte die KMT gestärkt daraus hervorgehen und Lai in eine schwächere Position bringen.
Was könnten die nächsten Schritte sein?
Aktuell kontrolliert die DPP nur 51 von 113 Sitzen im taiwanesischen Parlament. Sollten die KMT-Abgeordneten abgewählt werden, müssten innerhalb von drei Monaten Neuwahlen stattfinden, was der DPP die Möglichkeit geben würde, ihre Position im Parlament zu stärken. Ein erfolgreicher Abbruch von KMT-Sitzen könnte Lai die nötige Autorität verleihen, um seine Agenda voranzutreiben.
Die politischen Turbulenzen, die durch diese Abberufungswahl ausgelöst werden, könnten also weitreichende Folgen für die zukünftige Entwicklung Taiwans innerhalb der internationalen Gemeinschaft haben.