
Der Wahlkampf in Wien hat zu einem besorgniserregenden Anstieg von Vandalismus und Beschädigungen bei Wahlplakaten geführt. Ein stadtgefördertes Projekt dokumentiert diese Interventionen und hat mittlerweile einen Höchststand erreicht, vergleichbar mit den drastischen Ereignissen rund um die EU-Volksabstimmung in den 1990er Jahren. Laut Kleine Zeitung gab es ein breites Spektrum an Eingriffen, die von Beschmierungen bis zu konstruktiven Beiträgen reichen, wobei vor allem die FPÖ und das Team HC betroffen sind.
Die Interventionen thematisieren vielfältige gesellschaftspolitische Anliegen. Dazu zählen Forderungen nach mehr Tierschutz, die Beendigung von Vollspaltenböden sowie geopolitische Fragen wie der Ukraine-Krieg und die Lage im Gaza-Streifen. Besonders häufig wird jedoch das Politikeinkommen kritisiert. Die unterschiedlichen Parteien zeigen dabei eine variierende Betroffenheit.
Vandalismus und Kosten
Die Schäden am Wahlkampfmaterial sind erheblich. Nach Angaben von Heute wurden innerhalb von nur zehn Tagen über 600 von 1.100 genehmigten Plakatständern der ÖVP beschädigt oder sogar zerstört. Peter Sverak, der ÖVP-Landesgeschäftsführer, bezeichnete diese Taten als "demokratiefeindlichen Vandalismus" und startete eine Kampagne mit dem Slogan "Wer Wien liebt, zerstört keine Wahlplakate". Gleichzeitig werden Helferteams mobilisiert, um Plakate zu sichern und Schäden zu minimieren.
Der SPÖ-Kandidat Christoph Lipinski berichtete von gezielten Beschädigungen seiner Plakate in Margareten, während die FPÖ von wöchentlichen Verlusten von bis zu 600 Plakaten spricht, die durch Graffiti und Zerschneiden beschädigt werden. Alle betroffenen Parteien haben Anzeige erstattet, da Sachbeschädigungen bis zu sechs Monate Freiheitsstrafe oder Geldstrafen nach sich ziehen können.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Die Politikwissenschaftlerin Julia Partheymüller sieht in der Zunahme solcher Vorfälle eine Reflexion der gesellschaftlichen Polarisierung. Obwohl der Einfluss von Wahlplakaten auf das Wählerverhalten als begrenzt eingestuft wird, entstehen durch die Schäden erhebliche Kosten für die Parteien sowie einen unnötigen Fokus auf Vandalismus statt auf politische Themen. Ein weiteres Augenmerk liegt auf den unterschiedlichen Themen, die in den Vandalismus einfließen, wie etwa Migration und die Lobau-Autobahn auf SPÖ-Plakaten, die großflächig besprüht wurden, möglicherweise auch aus einem Spiegel der internen Streitigkeiten innerhalb der Partei.
Die Wahlplakate der ÖVP wurden nicht nur beschädigt, sondern auch mit Hakenkreuzen und Hitlerbärten verunstaltet. Einige Slogans, wie "Wien darf nicht Döbling werden", fanden sich auf diesen Plakaten wieder. Plakate der Grünen waren seltener betroffen, zeigten jedoch Kritik an der Corona-Politik durch Aufkleber. NEOS-Plakate blieben weitgehend unberührt, bis auf einige wenige politische Kritiken, die von Aktivisten erwähnt wurden. Im Gegensatz dazu erlebte die FPÖ eine intensive Nutzung von Beschriftungen, die den Kandidaten Dominik Nepp angriffen und die Partei mit der Unterstellung von Putin-Nähe konfrontierten.
Zusammenfassend zeigt der anhaltende Vandalismus nicht nur die extremen Spannungen im aktuellen politischen Klima, sondern auch, wie Wahlkämpfe im digitalen Zeitalter immer mehr von öffentlicher Entfremdung geprägt werden. Diese Aggression spiegelt sich nicht nur in der physisch sichtbaren Zerstörung wider, sondern auch in der Art und Weise, wie über politische Messages kommuniziert wird.
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