Im Bezirksmuseum Wieden tut sich etwas Spannendes: Die Leitung des Museums hat sich einer gründlichen Überarbeitung unterzogen, und das nicht ohne Grund. Der Historiker Philipp Maurer, der im Jahr 2017 das Ruder übernahm, steht mittlerweile vor der Herausforderung, die traditionsreiche Institution neu zu gestalten. Während er sich dem wohlverdienten Ruhestand nähert, hat er die Mission zur Professionalisierung des Museums vorangetrieben und ein engagiertes Team um sich geschart.
„Damals war das Museum wie ein konservativer Tempel“, erklärt Maurer, der viel Wert auf den Erhalt von Traditionen legt. Seine Vision war es, das Museum von den Wurzeln auf eine moderne Grundlage zu stellen, während er gleichzeitig den historischen Wert, wie die unveränderte Lueger-Ecke, nicht aus den Augen verliert. Ein schwarzer Rahmen zeigt nun diese Kulturschätze in neuem Licht, was eine interessante Perspektive für die Besucher bietet.
Neue Perspektiven und frischer Wind
Durch die wertvolle Unterstützung des Wien Museums, das seit 2020 eine spezielle Stabsstelle für Bezirksmuseen eingerichtet hat, konnten diverse Initiativen umgesetzt werden. Es geht darum, die ehrenamtlich geführten Einrichtungen aufzuwerten und auf ein professionelles Level zu heben. Maurer hebt hervor, wie wichtig die Zusammenarbeit mit jungen Kuratorinnen und Kuratoren ist, die frischen Wind ins Museum bringen.
Hier kommt Alina Strmljan ins Spiel, eine leidenschaftliche Museumsfrau, die selbst aus Wieden stammt. Nach der Renovierung des Tröpferlbades hat sie beschlossen, im Team zu bleiben und wird in Zukunft die Leitung übernehmen, wenn Maurer schließlich in den Ruhestand geht. „Das Museum ist ein Schatz“, schwärmt Strmljan und beschreibt die Arbeit im Museum als eine Art Schatzsuche. Ihr Wissen über das Haus und die Objekte, die dort ausgestellt sind, hat sich vertieft, besonders durch die intensive Suche nach Objekten für die Tröpferlbad-Ausstellung.
Ein besonders interessantes Stück ist eine Tafel, die einst aus einer geschlossenen öffentlichen Toilette am Schwarzenbergplatz gerettet wurde. Sie wurde von Josef Maria Olbrich, einem der bekanntesten Architekten der Sezession, entworfen. Stolz zeigt Maurer auf die einzigartigen Jugendstilfliesen und berichtet von der Geschichte dahinter.
Geschichte lebendig machen
Die Aufgabe von Bezirksmuseen wird nicht nur darin gesehen, Geschichte zu bewahren, sondern auch Verbindungen zwischen verschiedenen historischen Aspekten herzustellen. Maurer freut sich über die Möglichkeit, durch Ausstellungen und Gemeinschaftsveranstaltungen die Erinnerungen der Menschen mit der Geschichte lebendig zu halten. Besucher kommen häufig, um ihre persönlichen Erinnerungen an vergangene Tage im Tröpferlbad zu teilen, was die Bedeutung dieses Ortes umso deutlicher macht.
„Während die historische Biografie des Bauherren vielleicht jedem bekannt ist, können wir in Bezirksmuseen die eigenen Geschichten und Erinnerungen miteinander verknüpfen“, erklärt er. Dieses Ziel treibt ihn an, während er leidenschaftlich die Errungenschaften des „Roten Wien“ präsentiert und vermittelt. Sein Engagement für die Geschichte der Region ist nicht zu übersehen, und es wird klar, dass er der Faszination an der Vergangenheit mit jedem seiner Worte Ausdruck verleiht.
Ein amüsanter Anekdote über den ehemaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky, der ebenfalls aus Wieden stammt, spiegelt Maurers aufmerksame Art wider. Kreisky erzählte ihm, wie er als Schüler in der sozialistischen Arbeiterjugend aktiv war, jedoch oft in Anzug und Krawatte auffiel — eine Erinnerung, die für viele Besucher sowohl nostalgisch als auch berührend ist. So wird klar, dass das Bezirksmuseum Wieden nicht nur ein Ort der Aufbewahrung von Objekten ist, sondern ein lebendiges Archiv von Geschichten und Ideen, die über Generationen weitergegeben werden. Das Engagement von Maurer und Strmljan verspricht, das Museum auf spannende Weise weiterzuentwickeln, während sie sich den Herausforderungen der Zukunft stellen.