Im Herzen Wiens, genauer gesagt im Stadtteil Wieden, gibt es einen ganz besonderen Tanzverein, der es geschafft hat, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und zu verändern. Der Verein „Resis.danse“ gibt Frauen die Möglichkeit, jenseits traditioneller Rollenzuweisungen zu tanzen und das in einer Umgebung, die von Respekt und Akzeptanz geprägt ist.
Karin Erhart, die engagierte Leiterin des Vereins, hat dabei eine zentrale Rolle gespielt. Dieser Tanzklub wurde vor fast vier Jahrzehnten gegründet, in einer Zeit, als es in den klassischen Tanzschulen üblich war, dass Männer das Leading übernahmen und Frauen lediglich folgten. Erhart erlebte schon in ihrer Jugend, wie unangenehm es sein kann, in eine vorgegebene Rolle gedrängt zu werden. Nach einer kurzen Zeit in einer Tanzschule suchte sie nach Alternativen und fand schließlich eindrucksvolle Gleichgesinnte im Frauentanzklub.
Ein Ort der Freiheit ohne Rollenzwang
Der Verein „Resis.danse“ bietet einen Raum, in dem Frauen in der Gestaltung des Tanzes völlig frei sind. Hier müssen sie nicht in die klassische Rolle einer tanzenden Frau schlüpfen, sondern können kreativ sein, wie sie möchten. Mit einem Team von 20 Frauen, die ehrenamtlich arbeiten, organisiert der Verein regelmäßig Tanzveranstaltungen im Gugg, in der Heumühlgasse 14. Besondere Beachtung findet, dass lediglich ein Unkostenbeitrag verlangt wird, um die Teilhabe für alle zu ermöglichen.
Ein entscheidender Aspekt des Vereinslebens ist die Unterstützung und der Austausch unter den Teilnehmerinnen. Der enge Kontakt zur Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien spielt dabei eine wesentliche Rolle, da die Veranstaltungen für alle Frauen offen sind, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. So findet man hier nicht nur Paare, sondern auch Mütter mit Töchtern oder Schwestern, die gemeinsam ihre Freude am Tanz ausleben. Manches Mal bleibt der Ehemann aufgrund fehlenden Interesses einfach zuhause, lacht Erhart.
Online-Anmeldungen sind über die Website www.resis.danse.at möglich. In den vielen Workshops und Tanzabenden sind über die Jahre zahlreiche Freundschaften und Beziehungen entstanden. Viele Paare haben auch in der Welt des gleichgeschlechtlichen Turniertanzes Fuß gefasst, was Erhart mit Stolz erfüllt.
Das Training hat jedoch nicht immer reibungslos funktioniert. In einer Zeit, in der gleichgeschlechtliche Tänze häufig mit Vorurteilen behaftet waren, fand das Training oftmals zu ungewöhnlichen Zeiten statt, um unerwünschte Blicke zu vermeiden. Erhart erinnert sich daran, dass es damals ein riskantes Unterfangen war, da Anfeindungen an der Tagesordnung waren. Auch heute zeigt sich, dass trotz gefühlter Fortschritte in der Gesellschaft noch viel Arbeit vor uns liegt.
Die Lage hat sich zwar verbessert, jedoch bleibt die Notwendigkeit bestehen, gegen veraltete Denkmuster anzukämpfen. Der Verein „Resis.danse“ sieht sich in der Pflicht, Widerstand zu leisten und ein Zeichen für alle Frauen zu setzen, die das Bedürfnis haben, selbstbestimmt zu tanzen und zu leben. Diese bedeutende Arbeit wurde entsprechend gewürdigt, und Karin Erhart wurde für ihr ehrenamtliches Engagement als Heldin auf der Wieden ausgezeichnet, eine Ehre, die ihre herausragende Leistung in der Gemeinschaft unterstreicht.
Die Sendung „Wiener Heldinnen“, in der Erhart über ihre Erfahrungen spricht, wird am Sonntag um 19 Uhr auf „W24“ ausgestrahlt.
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