Paul Wittgenstein, ein bemerkenswerter Pianist, erlebte eine große Tragödie, als er im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Dies machte ihn jedoch nicht zum Verzweifelten, sondern forderte ihn heraus, seine Leidenschaft trotz dieses Rückschlags weiterzuverfolgen. Nutzend er seine verbliebene linke Hand, malte er in einem Lazarett eine Klaviertastatur auf ein Stück Karton und trainierte unermüdlich. „Da Klavierspielen das Einzige ist, was ich habe“, schrieb er in einem Brief, „hatte ich sozusagen keine andere Wahl.“
Wittgenstein, am 12. Dezember 1916, trat erneut im Musikvereinssaal auf, als „linkshändiger Pianist“ angekündigt. Er war 29 Jahre alt und spielte Chopin mit einer Hingabe, die den Kritiker der Neuen Freie Presse veranlasste, den Triumph über das verlorene Rechtshandspiel zu loben.
Herkunft und frühes Leben
Geboren 1887 in Wien, wuchs Paul Wittgenstein in einer wohlhabenden Familie auf, dessen Vater in der Stahlindustrie großen Erfolg hatte. Während musikalische Abende mit großen Komponisten wie Brahms und Mahler stattfanden, war die Familie von persönlichem Unglück geprägt. drei Söhne nahmen sich das Leben und eine Tochter starb bei der Geburt.
Der Verlust seines Arms war nicht das Ende für Wittgenstein; er transformierte seine Technik und arrangierte Stücke für sich selbst, darunter Werke von Beethoven und Mozart. Besondere Beachtung fand das „Concerto für die linke Hand“, das Maurice Ravel 1929 für Wittgenstein komponierte.
Trotz seiner Erfolge in der Musik war Wittgenstein oft umstritten. Die musikalische Zusammenarbeit mit Komponisten endete manchmal in Streitigkeiten über seine Originalinterpretationen. Von 1931 bis 1938 unterrichtete er am Wiener Konservatorium, wo er seine Frau Hilde Schania traf.
Ein Leben in der neuen Welt
Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland floh die Familie in die USA, wo Wittgenstein mit dem Cleveland Orchestra auftrat. Er zog nach New York, wo er als Klavierlehrer arbeitete. Paul Wittgenstein starb am 3. März 1961 und hinterließ einen bleibenden Eindruck im Bereich der Musik, da viele Stücke, die für ihn geschrieben wurden, noch immer aufgeführt werden, selbst von Pianisten, die beide Hände nutzen.
Seine Tochter, Johanna „Joan“ Ripley, erinnert sich an ihren Vater als strengen, aber warmherzigen Mann, der nie über sein Unglück jammerte. „Ich weiß nicht, ob er anderen ein Vorbild sein wollte“, reflektiert sie, „aber ich höre oft von Behinderten, dass er eines für sie gewesen ist.“
Sein jüngerer Bruder, der berühmte Philosoph Ludwig Wittgenstein, beschäftigte sich mit den Themen Menschlichkeit und Krankheit. Pauls Leben war nicht nur die Geschichte eines erfolgreichen Musikers, sondern auch einen Beispiel dafür, wie man sich gegen Widrigkeiten behaupten kann.
Die Erzählung „Wittgensteins Neffe“ von Thomas Bernhard, die 1982 veröffentlicht wurde, beleuchtet die Beziehung zwischen Paul und seinem berühmten Großneffen, auch wenn sie nicht direkt den Pianisten betroffen ist. Paul Wittgenstein bleibt ein faszinierender Charakter, dessen Lebensweg und Kunst viele davon inspirieren, die mit Herausforderungen konfrontiert sind.