Der kürzlich wiedereröffnete jüdische Soldatenfriedhof in Wien ist das Resultat einer zweijährigen Renovierung und steht nun als Mahnmal für eine vernachlässigte Geschichte. Dieser Friedhof, der Teil des Zentralfriedhofs in Simmering ist, soll die Erinnerung an jüdische Soldaten wachhalten, die während des Ersten Weltkriegs für die Monarchie kämpften.
Schätzungen zufolge waren rund 300.000 jüdische Soldaten zwischen 1914 und 1918 im Dienste der österreichischen Monarchie aktiv. Doch anstatt für ihren Mut und ihr Engagement gewürdigt zu werden, wurden sie nach der Niederlage des Krieges oft stigmatisiert und zu Sündenböcken gemacht. Die Renovierung des Friedhofs zielt darauf ab, diese schmerzhafte Vergangenheit aufzuarbeiten und einen respektvollen Raum für die Erinnerung zu schaffen.
Eröffnung mit offiziellen Vertretern
Die Sanierungsarbeiten wurden Ende August 2023 in Anwesenheit hochrangiger Vertreter der Regierung abgeschlossen, darunter Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), war ebenfalls anwesend und betonte die Bedeutung dieses Ortes im Kontext der modernen Gedenkkultur.
„Es ist unsere Verantwortung, all jener zu gedenken, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben lassen mussten,“ sagte Innenminister Karner während der Einweihung. Er hob hervor, dass der Soldatenfriedhof einen festen Platz in der Erinnerungskultur einnimmt, die den jüdischen Soldaten bislang verwehrt geblieben war.
Die Verteidigungsministerin unterstützte diese Aussagen und unterstrich die Notwendigkeit, den historischen Friedhof zu bewahren und die Geschichten dieser mutigen Soldaten nicht zu vergessen. Antisemitismus bleibt auch heutzutage ein drängendes Thema, und die Restaurierung des Friedhofs macht deutlich, dass Erinnern auch ein Akt des Widerstandes gegen solch negative Strömungen ist.
Ein Blick in die Geschichte
Ungefähr 450 Gräber sowie das zentrale Kriegerdenkmal wurden im Rahmen der Renovierung für rund 250.000 Euro aufgewertet. Die Entscheidung zur Sanierung ist nicht nur eine Anerkennung des historischen Beitrags jüdischer Soldaten, sondern auch ein Schritt zur Förderung eines inklusiveren Gedächtnisses der österreichischen Geschichte.
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Zentralfriedhofes verlosen die Friedhöfe Wien gemeinsam mit dem Österreichischen Schwarzen Kreuz exklusive Führungstickets. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, auf einer Tour durch die wichtigsten Gedenkstätten des Friedhofs mehr über die oft vergessenen Geschichten der Soldaten zu erfahren. Historikerin und Fremdenführerin Gabriele Saeidi wird die Tour leiten. Teilnahmeschluss ist der 30. September, und interessierte Personen müssen nur eine E-Mail senden, um an der Verlosung teilzunehmen.
Durch diese Initiative soll nicht nur das Bewusstsein für die Geschichte jüdischer Soldaten geschärft werden, sondern auch eine breitere Diskussion über Identität, Erinnerung und das Erbe des Antisemitismus in der heutigen Gesellschaft angestoßen werden. Es ist ein wichtiger Schritt, um eine umfassendere und gerechtere Geschichtserzählung zu fördern.