Die politische Landschaft in Österreich begleitet eine skurrile Entwicklung mit der Bierpartei, die von Dominik Wlazny, besser bekannt als Marco Pogo, gegründet wurde. Ursprünglich als lustige und satirische Bewegung ins Leben gerufen, hat sich die Partei inzwischen in eine etwas ernstere Richtung bewegt, was bei vielen Befürchtungen aufwirft. In der Anfangsphase, vor etwa acht Jahren, war es hauptsächlich ein Scherzprojekt, das die Gesellschaft mit einem Augenzwinkern auf das Thema Alkoholmissbrauch aufmerksam machte. Wlaznys Band, Turbobier, bedient ein recht simples Konzept: Spaß haben, ein paar Bierchen trinken und sich dabei nicht allzu sehr anstrengen. Doch die Frage, die sich viele stellen, ist: Wie ernst ist das politische Vorhaben tatsächlich?
Die Bierpartei, die in Wien-Simmering das Licht der Welt erblickte, begann als Spaßinitiative, brachte jedoch im Jahr 2020 durchaus einige Mandate bei den Bezirkswahlen ein. Diese Stimmen wurden zwar oft eher aus Spott vergeben, was die Glaubwürdigkeit der Partei in der professionellen Politik in Frage stellt. Aber in der Politik zählt bekanntlich jedes Stimme, und so mischt die Bierpartei mittlerweile im Nationalrat mit – und das mit erstaunlichem Zuspruch. Es ist jedoch bemerkenswert, wie Wlazny versucht hat, beim Präsidentschaftswahlkampf 2022 eine ernsthafte politische Agenda zu entwickeln, auch wenn das Ergebnis und die Argumente oft schwammig bleiben.
Egozentrismus und undemokratische Strukturen
Innerhalb der Partei selbst ist die Struktur nicht gerade nach demokratischen Grundsätzen aufgebaut. Wlazny hat sich an die Spitze gesetzt, und die Entscheidungen werden weitgehend von einem kleinen Kreis um ihn herum getroffen. Die innerparteiliche Diktatur, wie sie genannt wird, wirft Fragen auf. So haben die meisten Mitglieder kaum eine Stimme bei wichtigen Entscheidungen. Statt an einem politischen Diskurs teilzunehmen, scheinen sie eher als Statisten im Hintergrund der Wlazny-Show zu agieren. Mit 10.000 Mitgliedern, die nur als Finanziers und Unterstützer dienen, wirkt das Ganze eher wie ein Projekt zur Selbstvermarktung denn wie eine ernsthafte politische Bewegung.
Die Gestaltung der politischen Agenda bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Wlaznys Positionen sind oft nicht mit dem verbunden, was man als „links“ definieren würde. Er weist Vorschläge wie die Einführung einer Erbschaftsteuer ab und spricht sich gegen eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung aus, während er gleichzeitig für eine Erhöhung des Pensionsalters plädiert. Seine Ansichten zu sozialen Themen scheinen nicht mit den Interessen seiner Anhänger übereinzustimmen, was das Bild einer Botschaft vernebelt, die für einen Diskurs im Parlament geeignet wäre.
Die Zukunft – zwischen Erfolg und Anonymität
Angesichts der bevorstehenden Parlamentswahl am 29. September hofft Wlazny offensichtlich, mit seiner Bierpartei im Nationalrat ein Wörtchen mitreden zu können. Es bleibt jedoch die Frage, ob dies tatsächlich in der beständigen Interessenvertretung für das Volk münden kann. Auf der einen Seite wird spekuliert, dass seine Ziele und Absichten wenig Substanz haben und er nur darauf abzielt, die Publicity für sein Unternehmen „Pogo’s Empire“ weiter auszubauen. Die Perspektive einer ernsthaften politischen Karriere schwindet in Anbetracht seiner bisherigen Äußerungen und Taten.
Das politische Spiel der Bierpartei lässt nicht viel Raum für Hoffnung auf tiefgreifende Veränderungen oder eine gerechte Vertretung der Wählerstimmen. Obgleich die Idee, Spaß und Politik zu kombinieren, auf den ersten Blick ansprechend erscheint, stellt sich heraus, dass der Spaß nicht ohne Substanz sein kann, wenn man ernst genommen werden möchte. Und so könnte die Bierpartei in der politischen Arena weiterhin eine kuriose Erscheinung bleiben, die mehr Fragen aufwirft, als sie Antworten liefert. Der 29. September wird darüber entscheiden, ob diese Inszenierung weiterhin aufrechterhalten wird oder ob Wlazny sich wieder seinem kreativen Schaffen als Musiker widmen kann.