Am Donnerstag, dem 22. August 2024, besuchte eine Delegation der SPÖ unter der Leitung von Parteivorsitzendem Andreas Babler den Liesingbach in Wien-Liesing, um den Fortschritt beim Renaturierungsprojekt zu begutachten. Mit von der Partie waren auch die SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr, Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und der Bezirksvorsteher Gerald Bischof. Das Initiativvorhaben verfolgt das Ziel, nicht nur den Hochwasserschutz zu verbessern, sondern auch die Artenvielfalt zu fördern und gleichzeitig die Lebensqualität der Anwohner mithilfe von neu geschaffenen Grünflächen zu erhöhen.
Der Liesingbach selbst hat eine lange Geschichte in der Renaturierung, die bereits seit zwei Jahrzehnten andauert. In dieser Zeit wurden insgesamt neun von 18 Kilometern des Gewässers erfolgreich wiederhergestellt. Derzeit konzentriert sich das Projekt auf den Bereich zwischen der Kaiser-Franz-Josef-Straße und der Großmarktstraße, wobei die endgültige Fertigstellung für das Jahr 2027 vorgesehen ist. Um den Anwohnern einen nachhaltigen Nutzen zu gewährleisten, hoffen die Verantwortlichen auf ausreichende finanzielle Mittel von den Ländern, wie Babler betonte.
Verbesserter Hochwasserschutz
Angesichts der immer häufigeren und intensiveren Extremwetterereignisse infolge der Klimakrise ist der Schutz vor Hochwasser ein zentrales Anliegen der Renaturierungsmaßnahmen. Die Verantwortlichen planen bauliche Änderungen sowie den Bau von Rückhaltebecken. Diese effizient umgesetzten Maßnahmen sollen dazu beitragen, Schäden in der Zukunft zu minimieren.
Bei der Besichtigung sind die sichtbaren Fortschritte nicht zu übersehen. Zur direkten Verbesserung der natürlichen Umgebung wurden bereits 68 Bäume und 30 Strauchgruppen entlang des Ufers gepflanzt. Der Fluss selbst wurde verbreitert, indem 16.000 Quadratmeter Material versetzt wurden, was nicht nur die Schönheit des Gebiets steigert, sondern auch Lebensraum für Tiere schafft. Dies zeigt sich auch an der Ansiedlung von Bibern und Entenfamilien, die sich im revitalisierten Lebensraum wohlfühlen.
Beitrag zur Artenvielfalt und Lebensqualität
Das Projekt setzt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität um. Der Klimastadtrat Czernohorszky äußerte sich optimistisch über die positiven Effekte dieser Umgestaltung: „Renaturierung ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für mehr Biodiversität, Umwelt- und Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität der Menschen.“ Die Schaffung von Erholungsräumen ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der das Projekt prägt.
Stadträtin Ulli Sima, zuständig für die Wiener Gewässer, wies darauf hin, dass die neu gestalteten Ufer und angelegten Buchten der Bevölkerung im Sommer vielseitige Nutzungsmöglichkeiten bieten. „Kombiniert mit der verbesserten Radinfrastruktur und den neuen Erholungsbereichen ist das Gebiet bereits jetzt zu einem beliebten Ausflugsziel geworden“, so Sima weiter.
Um die Wasserqualität des Liesingbachs auch weiterhin zu verbessern, wurden zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Der Wien Kanal hat einen Regenwasserkanal installiert, der dafür sorgt, dass Regenwasser in eine Kläranlage nach Simmering geleitet wird. Dadurch wird der Bach vor schädlichen Verunreinigungen geschützt, was sowohl der Umwelt als auch der Gesundheit der Anwohner zugutekommt.
Insgesamt verdeutlicht das laufende Renaturierungsprojekt des Liesingbachs die Notwendigkeit und Wichtigkeit der ökologischen Rehabilitation von Gewässern innerhalb urbaner Räume. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Die Bedeutung der Renaturierung für die Umwelt
Die Renaturierung des Liesingbachs ist nicht nur ein Schritt zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt in städtischen Räumen. In städtischen Gebieten nimmt die Biodiversität oft ab, was zu einem Ungleichgewicht in den Ökosystemen führt. Die Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen, wie es durch die Renaturierung des Liesingbachs geschieht, kann daher dazu beitragen, dass verschiedene Pflanzen- und Tierarten zurückkehren oder angesiedelt werden. Dies verbessert nicht nur die ökologische Stabilität der Region, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner, da grüne Flächen und natürliche Lebensräume zur Erholung und Entspannung einladen.
Bereits bei der ersten Renaturierungsphase des Liesingbachs zeigte sich eine positive Entwicklung. Biologen und Umweltwissenschaftler dokumentierten eine Zunahme von Arten wie der Bachforelle und verschiedenen Wasservögeln, was zeigt, dass die Maßnahmen greifen und das Ökosystem sich erholt. Diese Effekte sind oft langfristig und können durch nachhaltige Pflege und weitere Renaturierungsmaßnahmen weiter gefördert werden.
Finanzierung und weitere Schritte
Die Finanzierung solcher Renaturierungsprojekte spielt eine entscheidende Rolle für deren Erfolg. Fördermittel von Bund, Ländern sowie der EU sind häufig notwendig, um die geplanten Maßnahmen zu realisieren. Klimastadtrat Czernohorskzy betonte die Notwendigkeit ausreichender finanzieller Mittel, um die Projekte erfolgreich umsetzen zu können. Dies betrifft sowohl die laufenden Renaturierungsmaßnahmen am Liesingbach als auch weitere geplante Projekte in Wien und anderen Städten.
Diese finanzielle Unterstützung ermöglicht nicht nur den Hochwasserschutz und die Verbesserung der Biodiversität, sondern auch die Schaffung von Erholungsräumen für die Bevölkerung. Letztlich könnte dies dazu führen, dass für künftige Generationen ein lebenswerter und dynamischer Stadtraum erhalten bleibt. In vielen Städten Europas gibt es vergleichbare Initiativen, die zeigen, dass der langfristige Nutzen solcher Projekte den anfänglichen Aufwand in der Regel bei Weitem übersteigt.
Aktuelle statistische Daten zur Biodiversität und Hochwasserschutz
Um den Erfolg solcher Projekte zu belegen, sind aktuelle Statistiken und Daten entscheidend. Laut einem Bericht der Weltbank gingen in den letzten Jahrzehnten weltweit mehr als 60 % der natürlichen Lebensräume verloren, was direkte Auswirkungen auf die Artenvielfalt hat. Ein gezielter Rückgang von Gewässern in städtischen Gebieten hat dazu geführt, dass Städte nicht nur anfälliger für Hochwasser werden, sondern auch weniger Lebensqualität bieten.
Die Aufwertung von Gewässern und deren Uferzonen, wie es beim Liesingbach geschieht, wird oft mit einer Steigerung der Anzahl der Arten in diesen Gebieten in Verbindung gebracht. Studien zeigen, dass renaturierte Flussabschnitte bis zu 30 % mehr Biodiversität aufweisen können als unberührte, städtische Gewässer. Solche Daten sind für die Stadt Wien von Bedeutung, da sie die positiven Auswirkungen der Renaturierungsmaßnahmen sowohl aus ökologischer als auch aus gesellschaftlicher Perspektive untermauern.
Die Verantwortung für die Pflege und den Schutz dieser neu geschaffenen Lebensräume liegt sowohl bei der Stadtverwaltung als auch bei der Bevölkerung, die durch Bildung und Aufklärung für die Notwendigkeit des Umweltschutzes sensibilisiert werden sollte.