Das Wiener Schiffmuseum, idyllisch an der Hafenzufahrtsstraße 17 in Leopoldstadt gelegen, steht vor einer ungewissen Zukunft. Seine Inhalte sind nicht nur von historischem Wert; sie erzählen die Geschichten einer alten Seefahrt. Trotz seines faszinierenden Charakters und der einzigartigen Sammlungen droht dem Museum eine Räumung, die von dem Betreiber Franz Scheriau mit aller Kraft abgewendet werden soll.
Das Herzstück des Museums bildet das historische Kaiserschiff „Frederic Mistral“, das kürzlich in Rumänien zum Verkauf stand. Scheriau, selbst ein ehemaliger Schiffsjunge und passionierter Seemann, hatte das Schiff eigenhändig nach Österreich geschleppt und dazu in liebevoller Arbeit restauriert. Seit 1999 öffnet das Museum seine Türen für Besucher, die sich auf eine Zeitreise in die Welt der Seefahrt begeben können – und Scheriau führt persönlich durch die beeindruckende Sammlung.
Ein konfliktbeladener Pachtvertrag
Der Pachtvertrag, der dem Schiffmuseum seinen Liegeplatz sicherte, ist jedoch ein strittiger Punkt. Nach dem Tod von Scheriaus Freund Romuald Artmann, der ihm den Platz kostenlos überlassen hatte, geriet das Museum in Konflikt mit dem Hafen Wien. Seit dieser Zeit gibt es eine laufende Räumungsaufforderung, die eine belastende Unsicherheit für den Betreiber und das Museum selbst darstellt.
Scheriau gibt zu, dass ohne die stetige Unterstützung von Politikern und Medien das Museum längst geschlossen wäre: „Ohne die Presse würde es das alles schon lang nicht mehr geben“, so der betagte Seemann. Trotz dieser öffentlichen Hilfe ist es bislang nicht gelungen, die letzte Räumungsfrist, die am 31. August auslief, zu beachten.
Die Schwierigkeiten, einen neuen Pachtvertrag auszuhandeln, zeigt sich als eine der zentralen Herausforderungen in diesem Konflikt. Der Hafen Wien äußert sich dazu: „Wir versuchen seit zwei Jahren in unzähligen, sehr kulant angelegten Verhandlungen mit Herrn Scheriau zu einem rechtlich tragfähigen Schriftstück zu gelangen, dies blieb aber bis dato ohne Erfolg.“ Scheriau hingegen sieht die Gründe für das Scheitern eines neuen Vertrags in den hohen finanziellen Auflagen, die die Stadt für den Pachtvertrag erstattet haben möchte: „Die ganzen baulichen Maßnahmen, die verlangt werden, sind nur mit großen finanziellen Mitteln zu erfüllen. Das kann ich mir nicht leisten.“
Inmitten dieses anhaltenden Streits über die Pachtverhältnisse und die Zukunft des Museums hat Scheriau einen weiteren Schritt in Betracht gezogen: Er sucht nach einem Nachfolger, um das Schiffmuseum in andere Hände zu legen und somit möglicherweise zu bewahren. Die Herausforderung, die Geschichte und Sammlung des Museums für künftige Generationen zu retten, ist hierbei von höchster Bedeutung.
Mit der drohenden Schließung des Schiffmuseums stellt sich die Frage, was mit all den historischen Artefakten, die wertvolle Einblicke in die maritime Vergangenheit bieten, geschehen könnte. Diese ungewisse Situation bleibt eine der besten Gelegenheiten für die Öffentlichkeit, das Herz und die Seele der Wiener Seefahrt zu erkunden, solange es noch geht.
Die Schicksalsgeschichte des Schiffmuseums offenbart nicht nur die Herausforderungen des Betreibers, sondern lässt auch die Relevanz der maritimen Geschichte Wiens erkennen. Während die Verhandlungen weiterhin im Gange sind, bleibt abzuwarten, welche Lösungen für die Zukunft des Museums gefunden werden können, und ob die Schiffshalle am Hafen nun letztlich den Wellen der Vergangenheit und gegenwärtigen Herausforderungen trotzen kann.