Jürgen Lagger, ein 57-jähriger Wiener Verleger, hat sich einen langgehegten Traum erfüllt: die Veröffentlichung der Autobiografie von Barbra Streisand, die mit 1200 Seiten ein gewaltiges Werk darstellt. Was diese Geschichte besonders macht, ist die unerwartete Wendung, die Lagger als „kleiner Verleger“ in dieser Industrie erlebt hat.
Die Reise begann im Jahr 2023, als Lagger für seine Schwägerin ein Weihnachtsgeschenk suchte. Sie erbat sich die Streisand-Biografie, die zu diesem Zeitpunkt nur auf Englisch verfügbar war. Nach dem Kauf der englischen Ausgabe war Lagger von dem Gedanken besessen, das Werk auch ins Deutsche zu übersetzen. Bei seinen Recherchen entdeckte er, dass die deutschen Übersetzungsrechte noch nicht vergeben waren, da Streisand ihr Manuskript verspätet eingereicht hatte.
Ein außergewöhnlicher Verleger
Lagger, der anfangs als Architekt in einem ehemaligen Reprografiebetrieb arbeitete, hatte 2001 seinen Verlag Luftschacht gegründet, der sich auf unkonventionelle Bücher spezialisiert hat. Jetzt fand er sich in einer einmaligen Gelegenheit wieder, als er die Möglichkeit hatte, Barbra Streisand ein Angebot für die Übersetzungsrechte zu machen. Überraschenderweise akzeptierten ihre Anwälte das Angebot sofort, ohne weitere Verhandlungen. „In dem Moment wäre ich gerne Mäuschen gewesen“, meinte Lagger und fügte hinzu, dass die mehrfache Beteiligung von Streisand als Kontrollfreak nicht zu übersehen war.
„Die Streisand und der kleine Wiener: Eigentlich passt das sehr gut zusammen“, reflektierte Lagger über die Verbindung zwischen ihm und dem Superstar. Ihre Authentizität und ihre unkonventionelle Art, gepaart mit ihren überwältigenden Talenten, machen sie zu einer Legende, trotz aller Höhen und Tiefen ihrer Karriere. Sogar die Gestaltung des Buchcovers war für sie von Bedeutung; sie bestand darauf, dass das Originalcover auch in der deutschen Ausgabe verwendet wird.
Die Bekanntschaft zwischen Lagger und Streisand hat den Verlag Luftschacht auf bemerkenswerte Weise hervorgehoben, was in der Literaturszene für viel Aufmerksamkeit sorgt und Lagger die Möglichkeit gibt, sein handwerkliches Geschick und seine Liebe zur Literatur unter Beweis zu stellen.
Die Biografie selbst ist für viele Fans von Streisand ein Highlight und präsentiert sich als unterhaltsame Lektüre, angereichert mit persönlichen Geschichten und Anekdoten. Eine dieser Anekdoten erzählt von einem peinlichen Missgeschick, das Streisand in Wien erlebte, als sie versuchte, das Kunsthistorische Museum zu besuchen, und es gerade vor Schließung nicht mehr schaffte. „Wer hat hier das Sagen?“ fragte sie angesichts dieser situativen Frustration, was die witzige und zugleich respektvolle Art der Künstlerin unterstreicht.
Schließlich zeugt die ganze Situation nicht nur von einem gelungenen geschäftlichen Schachzug, sondern auch von einer bewussten Verbindung zwischen zwei künstlerischen Persönlichkeiten. Lagger hebt hervor, dass Streisand trotz ihrer massiven Erfolge immer ihre Wurzeln bewahrt hat und ihre Authentizität nie verloren hat.