Wien-Leopoldstadt

Digitale Entdeckungstour: Jüdisches Leben in der Leopoldstadt erleben

Digitale Zeitreise nach Österreich: Die neue "IWalk"-App lässt Schüler:innen jüdisches Leben vor der Shoah in der Leopoldstadt hautnah erleben – und das als Antwort auf den Anstieg antisemitischer Vorfälle!

Die Polizei und Bildungsbehörden in Wien haben mit der Einführung der neuen „IWalk“-App einen bedeutsamen Schritt zur digitalen Aufarbeitung jüdischen Lebens vor der Shoah unternommen. Diese innovative Anwendung ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, die Geschichte an Originalschauplätzen zu erkunden, und bietet eine interaktive Möglichkeit, sich mit einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte auseinanderzusetzen.

Die App wurde von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und Jakob Calice, dem Geschäftsführer der Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD), während einer Präsentation in der Leopoldstadt vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der USC Shoah Foundation, einer Institution, die sich dem Gedenken der Holocaust-Opfer widmet, bringt die App Zeugnissen von Zeitzeugen und historischen Daten auf digitale Weise näher.

Der digitale Zugang zur Geschichte

Die „IWalk“-App ist mehr als nur eine gewöhnliche Lernhilfe; sie bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, an den Orten, wo Geschichte geschrieben wurde, zu lernen. Durch Zeugenberichte und ergänzende Informationen können die Nutzer erleben, wie das jüdische Leben in der Leopoldstadt vor der Shoah war. Dieses unmittelbare Eintauchen in die Geschichte soll ein Gefühl der Verbundenheit schaffen und die Relevanz dieser Ereignisse in der heutigen Zeit verdeutlichen.

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Polaschek hob die Notwendigkeit solcher Bildungsprojekte hervor, besonders in Anbetracht des jüngsten Anstiegs antisemitischer Vorfälle in Europa. „Bildung ist ein wichtiger Schlüssel für eine gelebte Erinnerungskultur und ein aktives ‚Nie wieder’“, sagte er. Dies zeigt, dass das BMBWF (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung) entschlossen ist, Schulen in ihrer Bildungsarbeit über den Holocaust zu unterstützen und innovative Lernmaterialien bereitzustellen.

Jakob Calice betonte, dass ortsbezogenes Lernen mit digitalen Tools besonders wertvoll sei, insbesondere für Schulklassen, die keine Exkursionen zu Gedenkstätten durchführen können. Diese Anwendung eröffnet neue Möglichkeiten für sogenanntes „e-Learning“, welches sich leicht in den Schulunterricht integrieren lässt.

Der Fokus auf digitale Bildung wird aktuell besonders wichtig, da die Spannungen im Nahen Osten und die daraus resultierenden Ereignisse bis hin zu antisemitischen Vorfällen in Europa die Lehrkräfte vor neue Herausforderungen stellen. Mit der „IWalk“-App wird angestrebt, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch als präventives Maßnahmen gegen Antisemitismus zu wirken.

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Schulen erhalten durch die App ein Werkzeug, um eigene Projekte zum Holocaust zu gestalten und die Geschichte lebendig zu vermitteln. Die Möglichkeit, direkt an den historischen Stätten zu lernen, kann dazu beitragen, das Bewusstsein über den Holocaust nachhaltig zu schärfen.

Langfristige Vision und Präventionsarbeit

Das OeAD-Programm „ERINNERN:AT“, welches die Entwicklung der „IWalk“-App unterstützt, hat sich über viele Jahre hinweg der Aufarbeitung und Lehre über den Nationalsozialismus angenommen. Es zielt darauf ab, die Aufklärung über den Holocaust durch Bildung zu fördern und Antisemitismus entschieden entgegenzuwirken. Diese ehrgeizigen Ambitionen werden durch die Zusammenarbeit mit der USC Shoah Foundation verstärkt. Calice kündigte an, dass diese Kooperation weiter ausgebaut wird, um digitale Rundgänge in anderen österreichischen Regionen zu entwickeln.

Die „IWalk“-App steht kostenfrei für Android- und Apple-Nutzer zum Download bereit. Diese Zugänglichkeit sorgt dafür, dass eine breite Schülerschaft erreicht werden kann und somit die bildungspolitischen Ziele bestmöglich unterstützt werden.

Rolle der Bildung im Kampf gegen Antisemitismus

In Zeiten eines sichtbaren Anstiegs von Antisemitismus ist die Antwort der Bildungspolitik entscheidend. Die „IWalk“-App stellt nicht nur einen innovativen Weg dar, um vergangene Ereignisse zu erkunden, sondern sie ist Teil eines umfassenderen Konzeptes, dass Bildung als Waffe gegen Ignoranz versteht. Durch Wissen und Verständnis kann eine neue Generation sensibilisiert und mit den historischen Ereignissen vertraut gemacht werden, umso ein Zeichen zu setzen gegen Antisemitismus und für eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur.

Um die historische Dimension des Holocaust und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft zu verstehen, ist es wichtig, sich mit der jüdischen Kultur vor der Shoah auseinanderzusetzen. Die Leopoldstadt, ein historisches Zentrum jüdischen Lebens in Wien, war vor dem Zweiten Weltkrieg ein blühendes Viertel, das eine Vielzahl jüdischer Institutionen, Geschäfte und kultureller Einrichtungen beherbergte. Diese Geschichte ist nur schwer zu fassen, da die damalige jüdische Bevölkerung in Österreich stark verringert wurde und viele ihr Zuhause verlieren mussten. Die „IWalk“-App zielt darauf ab, dieses reiche kulturelle Erbe sichtbar zu machen und den Schülern einen Zugang zu dieser Geschichte zu bieten, der über das Klassenzimmer hinausgeht.

Die App bietet nicht nur Zeitzeugenberichte, sondern auch historische Fotos und Dokumente, die die Geschichten von Einzelpersonen und Familien, die in der Leopoldstadt lebten, nachzeichnen. Durch die Nutzung dieser digitalen Ressourcen können Schülerinnen und Schüler nachvollziehen, wie das jüdische Leben vor dem Holocaust aussah und wie es durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde.

Der heutige Kontext der Antisemitismusprävention

Die anhaltend hohe Zahl antisemitischer Vorfälle in Europa ist alarmierend. Gemäß dem Bericht der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus kam es im Jahr 2022 in mehreren europäischen Ländern, einschließlich Österreich, zu einer Zunahme von Attacken auf jüdische Personen und Einrichtungen. Diese Statistiken unterstreichen die Notwendigkeit von Bildungsinitiativen wie der „IWalk“-App, um Aufklärungsarbeit zu leisten und das Bewusstsein für die Gefahren des Antisemitismus zu schärfen.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) zeigt, dass über 70 % der befragten jüdischen Menschen in der EU angeben, sich in ihrem täglichen Leben aufgrund ihrer Religion oder Ethnie diskriminiert zu fühlen. Diese bedrückenden Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Jugend über die Gefahren des Hasses und der Intoleranz aufzuklären. Programme wie „ERINNERN:AT“ und die Nutzung moderner Technologien in der Bildung können einen entscheidenden Beitrag zur Sensibilisierung der nachfolgenden Generationen leisten.

Die Rolle der digitalen Medien in der Bildung

Die Digitalisierung hat die Bildungslandschaft revolutioniert und eröffnet neue Möglichkeiten, Geschichte zu vermitteln. Das interaktive Format der „IWalk“-App ermöglicht es den Nutzern, aktiv an ihrem Lernprozess teilzunehmen, statt passiv Wissen aufzunehmen. Zeiten wie diese erfordern innovative Ansätze, um Schüler für komplexe historische Themen zu sensibilisieren. Mit den Funktionen der App können Schulen und Lehrkräfte individuell angepasste Lernpfade schaffen, die Schülerinnen und Schüler motivieren, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Zusätzlich zu der „IWalk“-App gibt es weltweit viele ähnliche Initiativen, die Technologie nutzen, um Geschichtsunterricht interaktiver und ansprechender zu gestalten. Solche Projekte fördern nicht nur das Erinnern, sondern auch das Verständnis für die vielschichtigen gesellschaftlichen Probleme, die das Thema Antisemitismus weiterhin mit sich bringt.

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