Bei der diesjährigen MQ Vienna Fashion Week, die vom 9. bis 14. September in Wien stattfindet, gibt es eine aufregende Premiere: Zum ersten Mal präsentieren die Pensionist*innenklubs der Stadt Wien eine eigene Kollektion. Diese innovative Initiative zeigt, dass Kreativität keine Altersgrenze kennt und eröffnet einen neuen Blick auf die Welt der Mode.
Das Museumsquartier wird während der Fashion Week zum Schauplatz für Designer, Modebegeisterte und Blogger aus der ganzen Stadt. In diesem Jahr sind die talentierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Klub+ Ateliers in der Josefstadt Teil der Veranstaltung, wo sie ihre Eigenkreationen präsentieren, die aus dem textilen Nachlass von Madlena Komitova, der Leiterin der Pensionist*innenklubs, entstanden sind. „Ich wollte diesen Stücken ein neues Leben einhauchen und so auch eine schöne Erinnerung an einen geliebten Menschen haben,“ erzählt Komitova.
Ein kreatives Projekt zur Förderung der Nachhaltigkeit
Zusammen mit Irena Reichel, der Leiterin des Klub+ Ateliers, inszeniert die Gruppe das Projekt „Fashion Reloaded“. Unterstützt wurden sie von Anita Habershuber, der Seniorenbeauftragten der Josefstadt, die ebenfalls aktiv an dem Projekt mitwirkt. Im Mittelpunkt der Kollektion stehen Recycling und Upcycling. Dabei ermutigt das Projekt die Senioren, ihre kreativen Ideen und Visionen zu verwirklichen, egal in welchem Alter.
„Die Seniorinnen und Senioren, die in unserer Gruppe dabei sind, haben ein enormes kreatives Potenzial und wollen auch im Alter von 60, 70, 80 plus noch ihre Vorstellungen und Träume realisieren – sowohl als Designer*innen als auch als Models,“ betont Irena Reichel. Die Idee ist, dass jeder die Möglichkeit hat, aktiv am kreativen Prozess teilzunehmen und seine eigenständige Perspektive auf Mode und Stil einzubringen.
Für die Kollektion haben auch etablierte Labels der Vienna Fashion Week wie „Pitour“, „Amateur“, Shakkei und Sabine Karner Designer-Stücke gespendet, die dann kunstvoll umgearbeitet wurden. Diese Art des Upcycling bedeutet nicht nur einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern auch eine wichtige Botschaft für die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen.
„Gerade für Frauen, die oft ihr Leben lang ihre Talente der Familie untergeordnet haben, ist das eine einmalige Chance, sich kreativ auszuleben und etwas für sich selbst zu tun,“ sagt Elena Sofia Gkotsi, die Teamleiterin der Klubs. Die Modenschau des Klub+ Ateliers findet am Dienstag, den 10. September, um 16 Uhr statt. Interessierte können sich auf der Website der Pensionistinnenklubs anmelden.
Ein Schritt in Richtung Inklusion
Diese Initiative ist ein starkes Zeichen für Inklusion. Die Veranstaltung bietet den älteren Generationen nicht nur die Möglichkeit, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu zeigen, sondern auch, sich in einem Umfeld zu betätigen, das oft als exklusiv und für jüngere Menschen konzipiert gilt. Durch das Projekt „Fashion Reloaded“ wird deutlich, dass Mode und Kreativität in jedem Lebensalter Platz haben, was der Gesellschaft wichtige Impulse für mehr Akzeptanz und Wertschätzung geben kann.
In einer Welt, in der oft die Jugendlichkeit idealisiert wird, zeigt diese Kreativinitiative, dass Erfahrung und Reife auch ihre eigenen, einzigartigen Beiträge zur Modewelt leisten können. Die Expedition in die Welt des Upcyclings ist nicht nur eine kreative Herausforderung, sondern auch ein Ausdruck von Lebensfreude und ein Mittel, den eigenen Stil zu finden.
Das Highlight der Fashion Week in Wien stellt somit nicht nur eine Modenschau dar, sondern ein bunter Ausdruck von Vielfalt und Kreativität, der zeigt, dass jede*r, unabhängig von Alter oder Hintergrund, ein Teil der Modewelt sein kann.
Ein wichtiger Aspekt der Vienna Fashion Week ist die zunehmende Aufmerksamkeit für nachhaltige Mode. In einer Zeit, in der die Modeindustrie zunehmend unter Druck steht, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, treten Initiativen wie „Fashion Reloaded“ in den Vordergrund. Diese Art von Projekten stellt eine Reaktion auf die wachsende Besorgnis über Umweltauswirkungen dar. Besonders bemerkenswert ist, dass das Recycling und Upcycling von textilen Materialien integrierte Ansätze darstellen, die sowohl ökonomische als auch umweltfreundliche Lösungen bieten. Die Zusammenarbeit mit Designerlabels zeigt auch, wie die Modeindustrie verstärkt auf kreative und nachhaltige Praktiken setzt.
Diese Initiative ist nicht nur nachhaltigkeitsorientiert, sondern auch sozial ausgelegt. Sie fördert die aktive Teilnahme älterer Menschen im kreativen Sektor, was angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft in vielen Ländern eine bedeutende Rolle spielt. Die Einbeziehung von Seniorinnen und Senioren in künstlerische Projekte bietet eine Plattform, um ihre Lebensgeschichten und Erfahrungen zu teilen. Dies kann auch dazu beitragen, stereotype Vorstellungen über das Alter zu verschwinden und die Sichtbarkeit älterer Erwachsenen zu erhöhen. Die Vienna Fashion Week dient damit nicht nur der Präsentation von Mode, sondern auch der Förderung von Inklusion und Diversität in der Gesellschaft.
Nachhaltigkeit und Kreativität
Das Projekt „Fashion Reloaded“ wird von einem klaren Konzept der Nachhaltigkeit getragen. Indem alte Kleidung und Stoffe einem neuen Zweck zugeführt werden, wird nicht nur Abfall vermieden, sondern auch die Umwelt geschont. Die Umstellung auf nachhaltige Materialien und die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks werden zunehmend Prioritäten in der Modebranche, was durch Berichte des Umweltbundesamtes und anderer Organisationen belegt wird. Initiativen wie die von Madlena Komitova und Irena Reichel können als Vorbild für zukünftige Modeprojekte betrachtet werden, die ähnliche Werte fördern.
Zusätzlich zu diesen ökologischen Aspekten wurde in einer Umfrage des österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) festgestellt, dass ein wachsendes Interesse an nachhaltigen Modeprodukten besteht. Über 60 % der befragten Konsumenten gaben an, dass sie bereit sind, für umweltfreundliche Mode mehr zu bezahlen. Dies spiegelt einen klaren Trend wider, der nicht nur auf eine veränderte Verbraucherhaltung hindeutet, sondern auch auf das Potenzial für zukünftige wirtschaftliche Modelle in der Modeindustrie, die sowohl profitabel als auch nachhaltig sind.
Die positive Resonanz auf solche Initiativen zeigt sich auch in der zunehmenden Unterstützung von übergeordneten Institutionen, die Modepreise und Förderprogramme für nachhaltige Designs und soziale Projekte anbieten. Diese Entwicklungen könnten langfristig den Weg für eine verstärkte Akzeptanz nachhaltiger Modetrends ebnen.