In der Welt des Theaters ist der Regisseur Matthias Hartmann ein polariserender Charakter. Von den Höhen des Ruhms, als Intendant am Zürcher Schauspielhaus und an der Wiener Burg, bis hin zur Absetzung wegen Bilanzfälschung hat sein Werdegang viele Höhen und Tiefen durchlebt. Hartmann war für seine innovativen Inszenierungen bekannt, doch die Anschuldigungen schüttelten seine Karriere. Seit seiner Rehabilitation im Jahr 2018 ist er als Creative Director beim Red Bull Media House aktiv geworden und hat mit provokanten Aussagen über die Theaterlandschaft auf sich aufmerksam gemacht.
In einem offenen Gespräch thematisierte Hartmann die Beziehung zwischen Theatern und ihrem Publikum. Überraschenderweise bezeichnete er das Publikum als oft unverstandene Störfaktoren für Theater mit „Bedeutung“. Hartmann hat den Eindruck gewonnen, dass viele Theaterhäuser nicht mehr um die Zuschauergunst kämpfen, sondern sich von einer Art „Kryptowährung“ der Bedeutung leiten lassen. Er betont, dass Erfolg im Theater nicht mehr durch Ticketverkäufe, sondern durch den Zuspruch von Kulturpolitikern und Kritikern gemessen wird.
Das Publikum und seine Rolle im Theater
Hartmanns kritische Sicht auf die Theaterlandschaft ist scharf und ungeschönt. „In Zürich benötigt man das Theater nicht zum Leben, es ist ein Nice-to-have“, erklärte Hartmann. Er sieht eine Besorgnis erregende Tendenz, dass diese Institutionen immer mehr ins Abseits geraten, während die Menschen sich nach aufregenden, aufregenden Erlebnissen sehnen. Theaterbesuche sind nicht mehr selbstverständlich, und die Gründe dafür sind vielschichtig. Hartmann stellt fest, dass es in lässigen Städten wie Zürich einfacher ist, eine Distanz zum Theater zu apparieren, besonders wenn das Angebot nicht mehr so verlockend ist.
Sein neues Buch könnte als eine Art Manifest der Theaterwelt gedeutet werden; es enthält nicht nur persönliche Einsichten und Anekdoten, sondern auch eine Anleitung zur Bilanzmanipulation, die er in seinen früheren Positionen beobachtet hat. Es ist eine Mischung aus Selbstreflexion und Kritik an den Strukturen innerhalb der Theaterwelt, die es seiner Meinung nach versäumen, für das Publikum wirklich relevant zu sein. Hartmann ist überzeugt, dass viele kreative Köpfe heute nicht mehr den Puls des Publikums fühlen. „Das Publikum will herausgefordert und verführt werden“, fügte er hinzu.
Der Einfluss der Kulturpolitik und die Rolle von Kritikern scheinen in Hartmanns Augen eine größere Bedeutung zu haben, während der direkte Bezug zum Publikum aus dem Fokus gerät. Er warnt davor, dass das Theater als bedeutende Kunstform ins Hintertreffen geraten könnte, sollte diese Entwicklung weitergehen. Eine alarmierende Frage, die sich aus seinen Äußerungen ableitet, ist: Was passiert mit dem Theater, wenn das Publikum es in seinen Ritualen nicht mehr braucht?
Ein neues Theaterverständnis
Auch seine Erfahrungen während seiner Zeit als Programmdirektor des rechtspolitischen Servus-TV wurden thematisiert. Hartmann sieht darin keinen Widerspruch, sondern beschreibt den Sender als einen, der viel zur Medienlandschaft beiträgt. „Die Menschen schauen kein analoges TV mehr. Aber sie kommen ins Theater, wenn es geilen Content gibt“, meint er und bringt damit seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Qualität in der Kunst den Unterschied macht.
Seinen Platz im Theater hat Hartmann nie ganz aufgegeben. Aktuell inszeniert er wieder in Wien und hat rührenden Respekt gegenüber der Kunst selbst. Seine plädoyers für eine Systemänderung im Theater durch erfolgsabhängige Subventionen zeigen ein modernes Denkmodell auf, welches den Zeitgeist reflektiert. „Kunst soll belohnt werden, während Misserfolg sanktioniert wird“, so Hartmann. Dies würde seiner Meinung nach für mehr Anreize schaffen, innovativ und ansprechend zu arbeiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Matthias Hartmanns Rückkehr ins Scheinwerferlicht der Künste und seine provokanten Ansichten über die Theaterlandschaft einen.
Ein detaillierter Einblick in Hartmanns Visionen für die Theaterzukunft und seine ehrliche Reflexion über die vergangene Zeit finden sich in seinem aktuellen Werk. Hierin kritisiert und hinterfragt er nicht nur die Strukturen des Theaters, sondern auch seinen eigenen Platz darin. Mehr Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden.