In einer bewegten Debatte im Wiener Gemeinderat hat die Volkspartei (ÖVP) die Kulturpolitik der Stadt scharf kritisiert. Am Mittwoch äußerte der Kultursprecher der ÖVP, Peter L. Eppinger, lautstark Bedenken über die Vergabe von Kulturförderungen. Sein zentraler Vorwurf: Die Stadt gebe Gelder ausschließlich an einen vermeintlichen „linken Freundeskreis“ und ignoriere damit die Bedürfnisse breiterer Bevölkerungsschichten. „Wien subventioniert sich regelrecht ins Abseits“, fuhr er fort.
Diese Aussagen wurden von der ÖVP-Gemeinderätin Laura Sachslehner unterstützt. Sie brachte ihre Besorgnis über einen Werbespot des Volkstheaters zur Sprache, den sie als problematisch erachtete. Besonders angegriffen fühlte sie sich durch den Song „Euer Wille geschehe (Heim ins Reich)“, den das Theater ausgestrahlt hatte, um vor Rechtsextremismus zu warnen. In ihren Augen schürt dieser Spot Missverständnisse in Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit.
FPÖ stimmt zu, während Grüne und Neos kontern
Die Kritik an der Kulturförderung fand Unterstützung bei der Freiheitlichen Partei (FPÖ). Gemeinderat Stefan Berger bemängelte, dass trotz der hohen Subventionen die Ergebnisse der Wiener Kulturpolitik eher bescheiden seien. Er fügte hinzu, dass das Volkstheater zunehmend durch provokante Auftritte auffalle, anstatt qualitativ hochwertige Kunst zu bieten.
Demgegenüber wiesen die Neos und die Grünen die Vorwürfe als einseitig zurück. Thomas Weber von den Neos betonte, dass Wien darauf abziele, „Kultur für alle“ zugänglich zu machen. In seinen Augen gibt es zahlreiche Initiativen, wie den Kultursommer oder die Gratisbuch-Aktion, die genau das unter Beweis stellen. Er kritisierte die ÖVP und äußerte das Gefühl, dass deren Mitglieder mit der inhaltlichen Ausrichtung der Kultur nicht einverstanden seien.
Ursula Berner von den Grünen konterte die Vorwürfe der ÖVP mit einem Plädoyer für eine wahrhaftige ukrainische Kulturpolitik, die Bildung für alle Kinder und faire Entlohnung für Künstler sicherstellen sollte. Sie betonte die Bedeutung der kulturellen Vielfalt in Wien und sprach sich klar für eine Förderung aller Kunstschaffenden aus.
Die hitzige Debatte zeigt, wie stark polarisiert die Kulturpolitik in Wien ist, wobei die einen Nachbesserung und die anderen eine umfassendere Perspektive auf kulturelle Inhalte fordern. Der Austausch ging in den letzten Tagen weiter, und es bleibt abzuwarten, welche konkreten Schritte die Stadtregierung ergreifen wird.
Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.meinbezirk.at.