Herbert Föttinger, der Direktor des Josefstädter Theaters, steht seit Jahren im Fokus von Kritik bezüglich seines Führungsstils. Seine Art, sich effektiv und intensiv in Gesprächen zu engagieren, führt häufig dazu, dass er den nötigen Respekt für persönliche Distanzmissachtet. Dies spiegelt sich in der Atmosphäre wider, in der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter einem gefühlten Druck leiden.
Trotzdem gibt es auch Stimmen, die seinen Umgang als normal ansehen und den Teamgeist schätzen. In der Josefstadt wird das Gefühl von Zugehörigkeit und Gemeinschaft betont, selbst wenn das Theater von der Kulturpolitik oft stiefmütterlich behandelt wird. Die Akteure in der Josefstadt scheinen sich in einer Art „Familienstruktur“ zusammenzuschweißen.
Hindernisse und Unterstützung
Die Stabilität und Nähe innerhalb der Josefstadt sind oft ein Schild gegen Veränderungen. Viele nachfolgende Direktoren haben hohe Fluktuation im Ensemble mit sich gebracht, doch Föttinger genießt das Vertrauen einer Mehrheit. Kritiker werfen ihm jedoch vor, seine Vertrauten zum Schweigen zu bringen. Diese insgesamt 18-jährige Amtszeit bleibt von beißendem Beigeschmack, insbesondere nach Berichten über „permanente Angststimmung“ innerhalb des Theaters.
Trotz moralischer Bedenken blieben offizielle Maßnahmen bislang aus. Obwohl der Stiftungsvorstand, Thomas Drozda, nach einem Bericht über die Probleme eine Untersuchung in Auftrag gab, haben einige Angst, dass diese Untersuchung zur Entlastung Föttingers dient. Am 15. September gab das Ensemble eine Presseerklärung heraus, in der es Föttinger als leidenschaftlichen Künstler beschreibt und Pauschalkritik am Betrieb zurückweist. Die Ensemblevertretung, erst seit März aktiv, muss sich jedoch fragen lassen, ob sie tatsächlich die Stimmen aller Darsteller repräsentiert.
In der Diskussion über den Führungsstil Föttingers ist es weiterer Hinweisgeber, wie dem Juristen Wolfgang Renzl, ernst. Renzl berichtete über authentische Erzählungen von Betroffenen, die über Übergriffe und Druck klagen. Insbesondere in Zusammenhang mit der Produktion „Leben und Sterben in Wien“ kam es zu besorgniserregenden Vorfällen.
Ergebnisse der Untersuchung
Ein vorläufiger Bericht, der den Aufsichtsrat im Oktober erreicht hat, bestätigte bereits einige Vorkommnisse, was die Unruhe unter den Mitarbeitern weiter verstärkt. Es wird von einem „sexualisierten Verhalten“ bei Föttinger gesprochen, das sich in einem autoritären Führungsstil niederschlägt, der das Kunstschaffen im Haus mit Angst und Druck belastet.
Der Einfluss von Föttinger als Direktor sowie in seinen anderen Rollen als Regisseur und Schauspieler zeigt, wie eng unsere Mitarbeiter miteinander verbunden sind. Die Trennung zwischen diesen Rollen ist oft verwischt, was das Konfliktpotential erhöht. Die Aufarbeitung der genannten Vorfälle wird in der Zukunft entscheidend sein, um den verletzten Mitarbeitern nicht nur Gerechtigkeit zukommen zu lassen, sondern auch um die menschliche Würde im Theaterbetrieb zu gewährleisten.
Die Entwicklungen um Herbert Föttinger und das Josefstädter Theater, die zu den aktuellen Diskussionen führen, sind somit nicht nur geschäftlicher Natur, sondern werfen auch wichtige ethische Fragen auf.