Die Letzte Generation, eine bedeutende Gruppe im Klimaaktivismus, kündigte am Dienstag ihre Auflösung an. Mit dieser Entscheidung soll ein endgültiges Ende der zahlreichen Störaktionen auf den Wiener Straßen eingeläutet werden. Diese Proteste, die sich über mehrere Jahre erstreckten, sorgten nicht nur für Verkehrsbehinderungen, sondern richteten sich auch gegen Gebäude, Kunstwerke und die Politik. Diese Formen des Protests haben breite Diskussionen ausgelöst und bleiben vielen in Erinnerung.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit
In den letzten Jahren war das Störpotenzial der Aktivisten unverkennbar. Immer wieder wurde in den sozialen Medien über „nicht ordnungsgemäß angezeigte Versammlungen“ berichtet, die für massive Verkehrsbehinderungen sorgten. In vielen Fällen waren es die Aktionen der Letzten Generation, die den Polizeieinsatz erforderlich machten. Am Dienstag wurden die Gründe für das Ende des aktiven Protests deutlich: Die Gründer und Mitglieder der Gruppe sahen „keine Perspektive für Erfolg mehr“ und kritisierten die Regierung sowie die Bevölkerung für ihre mangelhafte Unterstützung des Klimaschutzes. Die unermüdliche Mühe, politische und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen, schien zunehmend fruchtlos.
Kreative Protestformen
Besonders prägnant waren die Methoden, mit denen die Aktivisten auf ihre Anliegen aufmerksam machten. So blockierten sie zentrale Verkehrsadern in Wien. Beliebte Standorte waren der Praterstern, der Ring und die Westeinfahrt. Für zahlreiche Autofahrer bedeutete dies Stillstand im Frühverkehr. Im Februar demonstrierten sie mit einem Misthaufen vor dem Schloss Schönbrunn, ausgestattet mit einem Schild, das die Klimapolitik von Karl Nehammer, dem österreichischen Bundeskanzler, kritisierte.
Direkte Konfrontation mit der Politik
Die Letzte Generation scheute sich nicht davor, direkt mit politischen Akteuren in Kontakt zu treten. In einer Aufsichtsratssitzung der OMV, dem größten österreichischen Erdöl- und Erdgasunternehmen, platzierten sich Aktivisten spontan im Raum, um ihren Unmut über die Entscheidungen des Unternehmens zu äußern. Auch die Politik blieb nicht unberührt; mehrere aktive Proteste richteten sich gegen namhafte Politiker, wie den Klimastadtrat der SPÖ, Jürgen Czernohorszky, bei verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen.
Rechtsfolgen und gesellschaftliche Reaktionen
Die Aktionen hatten nicht nur politische und gesellschaftliche Auswirkungen, sondern zogen auch rechtliche Konsequenzen nach sich. Bis Mai 2024 wurden allein 150 Festnahmen und 270 Anzeigen gegen Mitglieder der Letzten Generation registriert. Im Jahr 2023 gab es insgesamt 650 Festnahmen und 1.500 Anzeigen. Die rechtlichen Auseinandersetzungen führten zu Strafen für einige Aktivisten. Ein bekanntes Gesicht, Anja Windl, auch bekannt als „Klima-Shakira“, trat kürzlich eine Ersatzfreiheitsstrafe von 42 Tagen an.
Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Klimabewegung
Obwohl die Letzte Generation nun ihre Aktivitäten eingestellt hat, hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck auf der österreichischen Gesellschaft. Ihre Aktionen haben nicht nur für Diskussionen gesorgt, sondern auch viele Menschen für das Thema Klimaschutz sensibilisiert. „Wir haben mehr Menschen als je zuvor politisiert und den Samen für einen friedlichen Aufstand gepflanzt“, erklärten die Aktivisten. Diese Aussage zeigt die Hoffnung, dass ihre mühevollen Bestrebungen langfristige Wirkungen auf das Bewusstsein der Bevölkerung für ökologische Themen haben werden.
Blick in die Zukunft
Mit der Auflösung der Gruppe bleibt der Klimaschutz jedoch weiterhin ein zentrales Thema in der politischen Diskussion. Auch wenn die Letzte Generation ihre Aktivitäten einstellt, haben sie ein Zeichen gesetzt. Auch in Zukunft wird die Gesellschaft darüber diskutieren müssen, wie substantielle Veränderungen im Kampf gegen den Klimawandel erreicht werden können, ohne zu extremen Maßnahmen greifen zu müssen. Die Reste der Gruppe sollen noch für verbleibende juristische Kämpfe verwendet werden, was darauf hinweist, dass die Auseinandersetzung mit den bestehenden Herausforderungen des Klimaschutzes weitergeht – möglicherweise in anderer Form und unter anderen Bedingungen.