In der Josefstadt hat das Theater mit der Premiere eines provokanten Stücks auf sich aufmerksam gemacht. „Der ewige Spießer und seine rätselhaften Lehren“, ein Werk, das der Autor Max Frisch als „Lehrstück ohne Lehre“ bezeichnete, entfaltet sich als tiefgründiges Drama, das sowohl vor ironischen als auch kritikbewussten Facetten strotzt. Es erzählt die Geschichte eines Spießers, der aus Angst und dem Streben nach Harmonie duldet, dass zwei Obdachlose auf seinem Dachboden wohnen. Diese Entscheidung führt zu einer katastrophalen Wendung, die in einem verheerenden Brand endet.
Die Inszenierung von Stefanie Mohr begeistert durch ihre Klarheit und Intelligenz. Sie schafft Raum für das Publikum, eigene Gedanken zu entwickeln. Keinerlei politische Symbolik wird den Figuren aufgezwungen, was dem Stück eine erfrischende Unvoreingenommenheit verleiht. Diese Herangehensweise wird von vielen Theaterliebhabern geschätzt, denn sie bringt die komplexe Thematik des Stücks auf den Punkt: Wie können wir aus Feigheit oder Duldung den direkten Weg ins Unheil wählen?
Faszinierende Aspekte der Inszenierung
In der Rolle des Spießers brilliert Markus Bluhm, der mit seinem Schauspiel alle Facetten eines Menschen durchlebt, der mehr um seinen eigenen Vorteil besorgt ist als um die moralischen Implikationen seiner Taten. Die anderen Mitglieder des Ensembles, darunter Joseph Robert Bartl, Katharina Klar, Dominic Oley und Alexandra Krismer, schaffen es, die Dynamik und Empathie zwischen den Charakteren glaubhaft zu vermitteln.
Die literarische Qualität des Textes bleibt durch die außergewöhnlichen griechischen Chöre der Feuerwehrleute, die als bedeutende Elemente in die Inszenierung eingeflochten wurden, ebenfalls nicht unbeachtet. Diese Chöre bringen sowohl Spannung als auch Entlastung, wodurch die Absurdität der bestehenden sozio-politischen Strukturen noch deutlicher hervorgehoben wird. Der Existentialismus und die Absurdität werden in einem Kontext dargestellt, der gleichzeitig zum Nachdenken anregt und unterhält.
Ein weiterer Aspekt, der die Aufführung hervorhebt, ist die Abwesenheit von übertriebenen, zeitgenössischen Anspielungen oder Kostümen, die oft in modernen Theatern zu sehen sind. Dies verleiht dem Stück eine zeitlose Qualität und lässt die Botschaften klarer hervortreten, ohne dass sie in den Detailversessenheiten der Gegenwart verloren gehen.
Die erste Aufführung und die darauf folgende Resonanz zeigen, dass Frischs Werk trotz der zeitlichen Distanz seine Relevanz behauptet. Es regt dazu an, über gesellschaftliche Normen und individuelle Verantwortung nachzudenken, und dies auf eine Art und Weise, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist. Die klugen Dialoge, gepaart mit packenden schauspielerischen Leistungen, machen diese Inszenierung zu einem Fixpunkt in der Theaterlandschaft. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.krone.at.