Vor 55 Jahren, am 3. November, begann die Geschichte der Wiener U-Bahn mit den ersten Grabungen für die U1. Dieses bedeutende Ereignis hat die öffentliche Verkehrsinfrastruktur Wiens nachhaltig geprägt, und heute wird bereits an der fünften Linie gearbeitet. Die Wiener Linien erinnern an dieses Jubiläum, während die Stadt die Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich öffentlicher Verkehr reflektiert.
Der Beschluss zum Bau einer U-Bahn in Wien kam vergleichsweise spät. Während Städte wie London (1863), Paris (1904) und Budapest (1896) bereits über funktionierende U-Bahn-Netze verfügten, kämpfte Wien bis in die 1960er-Jahre mit der Umsetzung dieser Idee. Für lange Zeit blieben die Pläne im Dornröschenschlaf, bis sich die politische Landschaft und die Bedürfnisse der Bevölkerung änderten.
Ein lange fälliger Plan
In den Nachkriegsjahren war Wien mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Stadtplaner Roland Rainer schlug den Bau einer sogenannten Unterpflasterstraßenbahn vor, was letztendlich zur Ustrab führte. Erstaunlicherweise gewann der Gedanke an ein U-Bahn-Netz erst in den späten 1960er-Jahren an Fahrt. Unter Bürgermeister Bruno Marek wurde die Planung für eine U-Bahn mit Linien U1 bis U6 konkretisiert.
Der entscheidende Moment kam am 26. Januar 1968 mit dem „Grundbeschluss des Wiener Gemeinderates zur Errichtung eines engeren Grundnetzes“. Dieses Netz umfasste über 30 Kilometer an Strecken, und die Liniennummerierung wurde festgelegt. Die tatsächliche Umsetzung aber folgte den Bedürfnissen der Stadtbewohner und nicht der ursprünglichen Planung, was zu interessanten Verschiebungen führte.
Die ersten Schritte der U1
Im November 1969, knapp zwei Jahre nach dem Grundsatzbeschluss, begannen die Bauarbeiten für die U1 am Karlsplatz. Diese Station wurde zentral für die U-Bahn, da hier später die Linien U1, U2 und U4 zusammengeführt werden sollten. Am Karlsplatz entstanden nicht nur Tunnel und Gleise, sondern auch eine Aussichtsplattform, die liebevoll „Marek-Loge“ genannt wurde, und ein Kontrollzentrum. Diese Station hat bis heute einen besonderen Platz in der Wiener Verkehrsgeschichte.
Die ersten U-Bahngarnituren stammten ursprünglich von der Type U, die später als „Silberpfeil“ bekannt wurden. 1978 wurde der Abschnitt vom Reumannplatz bis zum Karlsplatz eröffnet, gefolgt von der Strecke bis zum Stephansplatz ein Jahr später und schließlich nach Praterstern. Heute erstreckt sich die U1 über 19,3 Kilometer und stellt eine wesentliche Verbindung für die Wiener Bevölkerung dar.
Die kontinuierliche Entwicklung des U-Bahn-Netzes führte zu einer Erweiterung von fünf U-Bahnlinien in Wien, wobei die U5 kurz vor der Fertigstellung steht. Insgesamt misst das Netz derzeit 83 Kilometer, und mit der bevorstehenden Fertigstellung des U2/U5 Projekts werden es sogar 94 Kilometer sein. Die U-Bahn hat sich als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in Wien etabliert, und die Wiener Linien blicken auf eine beeindruckende Entwicklung zurück, die vor mehr als einem halben Jahrhundert ihren Anfang nahm.