In den letzten Tagen sorgte eine angebliche Nachricht für Gesprächsstoff: Berichten zufolge sollten in Wiens Kindergärten die traditionellen Garderobensymbole für Kinder, wie Maikäfer oder Baumdarstellungen, verboten worden sein. Die Kronen Zeitung und die deutsche Bild griffen das Thema auf und behaupteten, dass diese bunten Bilder aus den Garderoben der Kitas entfernt werden müssten. Doch die Realität sieht anders aus.
Bei genauem Hinsehen stellt sich heraus, dass es kein solches Verbot gibt. Mirjana Savic, die Sprecherin der MA 10, koja die Wiener Kindergärten betreut, erklärte, dass die Entscheidung in den Kindergärten unterschiedlich gehandhabt werde. „Ein Verbot existiert nicht“, betonte sie. In Wien gibt es insgesamt 350 städtische Kindergärten, und jeder hat die Freiheit, die Symbole nach eigenem Ermessen zu wählen. Einige Einrichtungen setzen weiterhin auf die traditionellen Symbole, während andere dazu übergegangen sind, Fotos der Kinder oder Zeichnungen zu verwenden. Diese Empfehlungen folgen pädagogischen Überlegungen, die den Fokus auf die Identität der Kinder richten sollen.
Das Ziel moderner Elementarpädagogik
Viktoria Miffek-Pock, die Geschäftsführerin des Netzwerks EduCare, erläuterte, dass das Ziel ist, die Identifikation der Kinder mit ihren eigenen Bildern zu stärken, anstatt mit abstrakten Symbolen. Dieser Ansatz ist nicht neu; bereits vor zehn Jahren wurden in vielen Einrichtungen Fotos verwendet. Manchmal bestehen organisatorische Gründe, die dazu führen, dass Einrichtungen an den bekannten Symbolen festhalten.
Die Aufregung um die Symbole verdeutlicht einen größeren Trend, der mit der sogenannten „Cancel Culture“ assoziiert wird. Die Kronen Zeitung thematisierte diesen vermeintlichen Zensur-Wahn, der darauf abziele, Diskriminierung zu vermeiden und sicherzustellen, dass kein Kind mit einem Symbol konfrontiert wird, zu dem es keine positiven Assoziationen hat. Diese Behauptungen wirken jedoch übertrieben und scheinen auf einer Missinterpretation der Empfehlungen zu basieren.
Der Boulevard hat mittlerweile Klarheit geschaffen und in einem weiteren Artikel klargestellt, dass Kindergärten die Freiheit haben, über die Verwendung der Symbole selbst zu entscheiden. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr betonte: „Es gibt kein Verbot der Kindergarten-Symbole, und das wird es mit mir nicht geben.” Trotz der Richtigstellung bleibt der ursprüngliche Artikel auf den Online-Plattformen bestehen, und es bleibt fraglich, wie dieser Missverständnis entstehen konnte.
Diese Diskussion stellt nicht nur die aktuelle Bildungsstrategie in Frage, sondern wirft auch ein Licht auf die Art und Weise, wie Medien über Erziehungsthemen berichten. Während die Debatte über Symbole in Kindergarten-Garderoben weitergeht, sollten die wichtigeren Herausforderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung nicht aus den Augen verloren werden.