Die Wohnungssuche in Wien gestaltet sich für viele Mieter zunehmend beschwerlich. Katharina G., die auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung ist, stößt auf ein trostloses Angebot: Lediglich zwei Wohnungen, eine davon ein Lagerraum, scheinen ihren Anforderungen zu entsprechen. Es ist ein klares Zeichen für die angespannte Lage auf dem Markt, wo Wohnraum Mangelware ist und die Preise weiter in die Höhe schnellen.
Die Situation der Mietpreise ist besorgniserregend. Im letzten Jahr stiegen die Mieten im Durchschnitt um über neun Prozent, und auf dem freien Markt sind die Nettomieten seit 2010 um sage und schreibe 80 Prozent gestiegen. Dies betrifft ein Viertel aller Mieterinnen und Mieter in Wien. Michael Klien, Wohnbau-Experte des WIFO, zeigt sich trotz der aktuell etwas abflachenden Preisdynamik besorgt. „Die Ursachen für die steigenden Mieten liegen nicht nur in der Wohnungsnot, sondern sind auch eine Folge von Inflation und Wertsicherungsklauseln in Mietverträgen“, erklärt er.
Mieten auf Rekordniveau
Besondere Sorgen machen sich immer mehr Menschen, die sich in der Mittelschicht angesiedelt fühlen. Eine aktuelle Umfrage der Volkshilfe zeigt, dass die Hälfte der Befragten befürchtet, in Zukunft ihre Miete nicht mehr leisten zu können. Diese Ängste sind Realität. „Immer mehr Menschen suchen unsere Beratungsstellen auf, weil sie sich das Wohnen schlichtweg nicht mehr leisten können“, sagt Tanja Wehsely von der Volkshilfe Wien.
Die Zahl der Räumungsklagen und Zwangsräumungen ist seit der Corona-Pandemie ebenfalls gestiegen. Die Österreichische Mietervereinigung fordert daher, dass Haushalte nicht mehr als 25 Prozent ihres Einkommens für Wohnraum ausgeben sollten. Das erscheint jedoch mehr als utopisch, angesichts der aktuell stark steigenden Mietpreise.
Um diese Situation zu verstehen, sind die steigenden Baukosten nicht zu ignorieren. Materialkosten und Löhne haben sich seit 2020 um fast ein Viertel erhöht. Die geopolitischen Konflikte und die damit verbundenen Lieferkettenprobleme, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, haben die Situation weiter verschärft. Torsten Kreft von Hagebau erläutert: „Heute kostet es im Schnitt 5000 Euro, um einen Quadratmeter Wohnfläche zu bauen, der den aktuellen Anforderungen entspricht. Die hohen Baukosten resultieren aus einer Vielzahl von Faktoren, darunter die Kosten für Materialien, Personal und Grundstücke, die allesamt hoch bleiben.“
Marktveränderungen und -herausforderungen
Für Katharina G. bedeutet dies, dass die Suche nach einer Wohnung in Wien weiterhin mühsam bleibt. Auch die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist ein alarmierendes Signal. In diesem Jahr werden nur 58.550 Wohnungen und Einfamilienhäuser zur Verfügung stehen, was im Vergleich zu den Vorjahren einen Rückgang darstellt. Die Prognosen für 2025 sehen sogar noch niedrigere Zahlen vor. Die Nachfrage ist aufgrund von Migration und anderer Faktoren ungebrochen, während das Angebot schwindet.
Die Restriktionen bei der Kreditvergabe, wie die KIM-Verordnung, machen es vielen potenziellen Käufern zusätzlich schwer, einen Kredit zu bekommen, was die Nachfrage im Kaufmarkt gedrückt hat und damit auch den Druck auf den Mietmarkt erhöht. Der von der Finanzmarktaufsicht eingeführte Gesetzesrahmen führt dazu, dass Interessierte oft nicht mehr die Voraussetzungen für einen Immobilienkredit erfüllen können.
Bereits jetzt zeigen sich die Folgen dieser Entwicklung in der Bauwirtschaft dramatisch. Die Anzahl der insolventen Bauunternehmen hat zugenommen, und die Baukosten steigen weiter. Seit Jahresbeginn sind 744 Bauunternehmen pleitegegangen, was einen Anstieg von fast einem Drittel im Vergleich zu 2019 darstellt.
Ein Ausblick zeigt, dass die anhaltenden Unsicherheiten auf dem Markt, die besorgniserregenden Mietpreisentwicklungen und die hemmenden Faktoren in der Bauwirtschaft eine breite Diskussion über zukünftige Wohn- und Lebensstandards in Wien und anderen großen Städten erfordern werden.